Adolf Hoelzel, Heilige Ursula, 1914/1915
Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg
1913/14 erhält Adolf Hölzel, der seit 1906 als Leiter der Komponierklasse an der Stuttgarter Akademie wirkt, den letzten von seinen drei Wandbildaufträgen in der von Theodor Fischer erbauten Eingangshalle des Deutschen Werkbundes in Köln. Der Akademieprofessor initiiert einen Wettbewerb im Kreise seiner Schüler.
Willi Baumeister, Oskar Schlemmer und Hermann Stenner werden schließlich unter der Regie ihres Lehrers mit der Ausführung von zwölf Tafeln mit Legenden aus dem Alten Köln beauftragt, darunter vor allem die „Legende von der Heiligen Ursula“.
Mit dem Werkbundzyklus tritt der Stuttgarter Hölzel-Kreis am Vorabend des ersten Weltkrieges auch überregional als ernst zu nehmende Gruppe mit einem auf das Gesamtkunstwerk ausgerichteten Konzept in Erscheinung.
Auch wenn Hölzel die Ausführung seinen Schülern überlässt, hat er sich selbst dem Thema mit sechs Variationen gestellt. Das Regensburger Beispiel besteht aus einem ornamentalen, rhythmisch durch schwarze Linien gegliederten Flächenmuster mit dominant gelben, roten und blauen Voll- und Mitteltönen, die vier Figuren mit Nimben als lichte Farbsilhouette abzeichnen. Die Maltechnik verweist auf das Verfahren des Cloisonné, wo schwarze und farbige Umrisse die Farbformen zusammenbinden, entsprechend den Bleirutenfassungen in den späteren Glasfenstern von Adolf Hölzel.
Das mehrschichtige Auftragen von farbigen Flächen erinnert dagegen an seine Experimente mit farbigen Papieren, die hier zu gemalten Collage-Elementen abgewandelt werden. Hölzels Vielfalt seiner künstlerischen Mittel und Techniken fördert die Grundlagen einer völlig erneuerten Malerei in der Moderne.
Dr. Gerhard Leistner