Altartafel Brustabnahme der heiligen Agatha aus dem Agatha-Zyklus, 1523

Stadtmuseum Weilheim

Im Jahr 2012 konnte das Stadtmuseum Weilheim mit der Unterstützung zahlreicher Zuschussgeber einen Bilderzyklus aus dem Jahre 1523 ankaufen, der von dem Weilheimer Maler Jörg Greimolt geschaffen wurde und sich ursprünglich wohl in der St. Agatha Kapelle in Weilheim befunden hatte. Die vier auf Holz gemalten Tafelbilder stellen Szenen aus dem Martyrium der heiligen Agatha dar: Der heiligen Agatha werden die Brüste abgerissen, der Apostel Petrus besucht die Heilige im Kerker, Agatha wird auf einem glühenden Rost gemartert, Engel betten die Heilige zu Grabe.

Laut der Legende lebte die Christin Agatha um die Mitte des dritten nachchristlichen Jahrhunderts in der sizilianischen Stadt Catania. Der dortige römische Statthalter Quintianus wollte sie zu seiner Geliebten machen. Als Agatha seinem Werben nicht nachgab und sich als Christin auch weigerte, die römischen Götter anzubeten, dachte sich Quintianus grausame Martern für sie aus. Zuerst wurden ihr die Brüste vom Leib gerissen, wie es auf dem ersten der vier Gemälde zu sehen ist, das von der Ernst von Siemens Kunststiftung erworben wurde und sich jetzt als unbefristete Leihgabe im Stadtmuseum Weilheim befindet. Vor einer alpenländisch anmutenden Architekturkulisse mit Holzdächern und Holzbalkonen hat man Agatha an einem Gestell aufgehängt. Ein Mann reißt mit einer Art Harke die rechte Brust der nur mit einem Lendentuch bekleideten Heiligen blutig. Eine Gruppe von elegant gekleideten Männern beobachtet die Szene. Auf einem gemalten Täfelchen in der unteren linken Ecke befindet sich die Signatur des Künstlers und die Datierung: IG 1523. Rechts davon liegt auf einem roten Mantel ein vornehm gekleideter Mann, der aus einer Feldflasche trinkt und ebenfalls die Folterung der Heiligen beobachtet.

Der Maler Jörg Greimolt stammte aus einer einflussreichen Weilheimer Familie und führte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreiche Aufträge für das Kloster Polling und die Stadt Weilheim aus. Das Stadtmuseum besitzt noch zwei weitere Werke, die ihm zugeschrieben werden.

Dr. Tobias Güthner

Abbildung:

Jörg Greimolt (um 1485/1490 – 1541), Brustabnahme der Heiligen Agatha, 1523. Öl auf Holz, Rückseite parkettiert, gotisierende Rahmung um 1900 (?). 109 cm x 57 cm

© Stadtmuseum Weilheim