Arenberg Psalter-Brevier nach 1297

Museum Schnütgen Köln

Das auf allen rund 900 Seiten mit Buchschmuck überaus reich ausgestattete Psalter-Brevier kombiniert die biblischen Psalmen, die Grundlage mittelalterlicher Gebetbücher, mit einem Stundengebetbuch für Geistliche. Angefertigt wurde die Handschrift für den Gebrauch der Prämonstratenser-Abtei St. Martin in Laon, eine der frühesten Gründungen des Ordens, die damals unter besonderem Schutz des französischen Königs Philipp IV. stand. Entsprechend enthält sie das Fest des Kirchenpatrons, des hl. Martin, sowie des hl. Laurentius, von dem die Abtei Reliquien besaß. Beide Feste sind durch bildliche Darstellungen hervorgehoben. Zudem ist bereits das Fest für Ludwig IX. von Frankreich aufgenommen, der 1297 heiliggesprochen wurde.

Von besonderem Reiz sind die Zierseiten, die bestimmte Abschnitte innerhalb der Handschrift akzentuieren. So zeigen die historisierten Initialen im Kalendar die typischen Monatstätigkeiten und Vignetten mit den Tierkreiszeichen und im Weiteren Darstellungen von König David, dem Verfasser der Psalmverse, sowie von Maria, Christus und Heiligen zu den Kirchenfesten. Dabei wird der Text von bezaubernden Schmuckleisten umrahmt mit sprießenden Blattranken, in denen sich kleine Figuren, Vögel, Mischwesen und Getier tummeln. In den Marginalien finden sich kleine Szenerien, die Einblicke in das alltägliche Leben im Mittelalter mit unterschiedlichsten Arten der Beschäftigung geben. So wird der Blick in eine Backstube gewährt, ist ein Schreiber bei der Erstellung einer Handschrift zu sehen, zahlreiche Bogenschützen, ein Dudelsackspieler, mit Bällen jonglierende oder spielende Figürchen sowie ein heiteres Schwertgefecht und eine drollige Paraphrasierung von Ritterkämpfen mit phantastischen Reittieren.

Die delikate Buchmalerei in präziser Linienführung und kostbaren Farben ist exemplarisch für die französische Buchmalerei der Hochgotik, die für die Kölner Handschriftenproduktion Vorbildcharakter hatte, ganz besonders seit nach der Grundsteinlegung 1248 die Errichtung des Hochchores des gotischen Doms in Köln in vollem Gange war.

Dr. Karen Straub

 

Abbildung:

Monat Juni mit Jagdszene, Tierkreiszeichen Löwe und Backstube am unteren Rand (fol. 8r)

© Museum Schnütgen, Köln