Außergewöhnliche Unterschalen mit Emailmalerei des Augsburger Meisters Tobias Baur zurück in Gotha
Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Mithilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha drei silberne, emaillierte Unterschalen zurückerwerben, die den Gothaer Sammlungen 1945 als Kriegsverluste abhandengekommen sind. Sie gehörten zu einem aus einer Teekanne, sechs Koppchen und sechs Unterschalen bestehenden Service. Der Verbleib der drei übrigen Unterschalen sowie der Teekanne ist unbekannt. Die sechs Koppchen befinden sich heute im Museums Huelsmann, Bielefeld. Die Unterschalen haben einen eingezogenen godronierten Fuß und einen getriebenen, punzierten und ziselierten Schalenrand mit schräggestelltem Pfeifendekor, kleinen Blüten und sechs größeren Muscheln. Der von einem Perlbandring gesäumte Spiegel ist mit bunter Emailmalerei geschmückt. Die Darstellungen in den zentralen Bildfeldern gehen auf Motive Johann Andreas Thelotts in Christian Hofmann von Hofmannswalds »Reisender Cupido in anmutigen mit kurtzen lateinisch und teutschen Erklärungs-Versen untersetzten Kupfer-Bildern vorgestellet« zurück, die 1703 in Augsburg erschienen sind. Sie werden umrahmt von vier querovalen Kartuschen mit antik gewandeten Figuren in einer Landschaft und schwarzem Rankenornament auf weißem Grund. Das um 1701/1705 von dem Augsburger Goldschmied Tobias Baur geschaffene Service stammt wahrscheinlich aus dem Besitz Zar Peters des Großen. Katharina II. schenkte es Herzogin Auguste Caroline Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die 1795 mit ihren Töchtern Sophie, Antoinette und Juliane nach Sankt Petersburg gereist war, als die Zarin nach einer geeigneten Gemahlin für ihren Enkel Konstantin Ausschau hielt. 1878 vermachte Auguste Carolines Enkel, Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, die außergewöhnlichen Stücke dem Herzoglichen Museum, das er gegenüber von Schloss Friedenstein errichten ließ.
Abbildung:
Tobias Baur, Drei Unterschalen mit Emailmalerei, um 1701/1705, Silber, getrieben, ziseliert, vergoldet, Emailmalerei mit Goldauflagen auf Kupfer, Durchmesser jeweils 11 cm, Höhe jeweils 2,5 cm © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha