Balthasar Permoser: Statuetten von Bacchus und Vulkan, 1695
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Der Sammlungsgründer des Museums, Herzog Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg (1633-1714) hat um 1695 einen Zyklus der vier Jahreszeiten bei dem sächsischen Hofbildhauer Balthasar Permoser wohl in Auftrag gegeben. Die vier Figuren von Ceres, Flora, Bacchus und Vulkan als Personifikationen von Frühling, Sommer, Herbst und Winter erscheinen im Museumsinventar bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf der Flucht vor den napoleonischen Truppen hat Herzog Friedrich Wilhelm wohl 1806 in England zwei der Figuren verkauft, während die beiden anderen ins Museum zurückgelangten. Bacchus und Vulkan waren seit dem 20. Jahrhundert in Harewood House in England nachweisbar. Nun konnte das Museum dank der Unterstützung verschiedener Förderer den Jahreszeiten-Zyklus wieder komplettieren und ihn im neu eingerichteten Museumsgebäude in Braunschweig besonders präsentieren.
Balthasar Permoser gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Bildhauer der Barockzeit. Im Chiemgau geboren, und wohl in Salzburg und Wien ausgebildet, war er wohl seit 1677 mit Aufträgen für die großherzogliche Familie der Medici tätig. 1690 folgte er einem Ruf an den Dresdener Hof von Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen, wo er bis zu seinem Lebensende bleiben sollte. Zu Herzog Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg hatten sich wohl schon Kontakte in Florenz ergeben. Dadurch gelangten mehrere Werke Permosers in die Braunschweiger Sammlung, darunter die beiden Büsten Anton Ulrichs und weitere Elfenbein-Arbeiten, wie die 1695 datierte und an allen Figuren signierte Folge der vier Jahreszeiten.
Jede der vier Statuetten stellt in technischer und gestalterischer Hinsicht ein Meisterwerk dar. Sie zeichnen sich durch detaillierte, zum Teil frei hinterschnittene Partien aus. Die technische Raffinesse ist gepaart mit ikonographischen Details, die die vier Jahreszeiten bedeutungsvoll charakterisieren. Innerhalb des Œvres Permosers nehmen die vier Jahreszeiten in Braunschweig eine Sonderstellung ein, da sie ja alle vier signiert und einmal datiert sind und so wichtige Fixpunkte für das Schaffen des Künstlers darstellen. Auf keinem anderen Elfenbeinwerk Permosers findet sich ansonsten eine Datierung.