Bestandsbearbeitung der graphischen Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums München

Bayerisches Nationalmuseum, München

Das Bayerische Nationalmuseum besitzt eine bedeutende graphische Sammlung mit Handzeichnungen und Druckgraphik vom ausgehenden 14. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Aktuell umfasst der Bestand ungefähr 12 000 Blätter. Die Themen reichen von Architekturzeichnungen über Porträtkunst, kunstgewerbliche Entwürfe, Wappen- und Stammbuchblätter, Bilderbögen bis hin zu Kostüm- und Trachtenblättern. Dank der Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung kann der Bestand nun im Rahmen eines zweijährigen Projektes bearbeitet werden. Neben der konservatorischen und restauratorischen Betreuung sind eine kunsthistorische Erfassung sowie die Inventarisierung der Graphiksammlung in Kombination mit einer umfassenden Digitalisierung geplant.

Die Graphiken wurden unter konservatorischen Gesichtspunkten in verschiedene Dringlichkeitsstufen eingeteilt, und im Spätsommer 2019 konnte mit den besonders konservierungsbedürftigen, unter dem Sammelbegriff »Ortskunde« zusammengefassten Aquarellen, Zeichnungen und druckgraphischen Blättern begonnen werden. Diese Graphiken sind überwiegend mit Papierstreifen auf säurehaltigen Unterlagen montiert, zum Teil sogar ganzflächig aufgeklebt. Bei der Abnahme sind die zur Befestigung angebrachten Papierstreifen inklusive Klebstoff zu entfernen. In diversen Testreihen stellte sich heraus, dass mit dem von Stefan Schuster im Bayerischen Nationalmuseum entwickelten Heizskalpell die besten Ergebnisse bei der Entfernung dieser Klebereste zu erzielen sind. Neben dem Einsatz des Heizskalpells kommen außerdem vereinzelt feuchte Schwämmchen zu Einsatz, um Klebstoffreste leicht anzuquellen und mechanisch zu lösen. Für den Umgang mit den ganzflächig aufgeklebten Graphiken wird momentan eine Lösung entwickelt. Anschließend werden die Graphiken mit Kautschukschwämmen trocken entstaubt und in säurefreien Kartons deponiert, um ihre langfristige Erhaltung zu garantieren. Vorher werden alle Graphiken von der Vorder- und Rückseite photographiert.

Die Anschaffung des hierfür notwendigen Equipments erfolgte in den letzten Monaten. Ebenfalls ausstehend sind die Erfassung des Erhaltungszustands und der Maße, um diese Angaben in der Datenbank festzuhalten und dadurch die direkte Handhabung der Graphiken zu reduzieren.

Dr. Daniela Karl, Ute Hack

Abbildungen: