Besteck des Hildesheimer Tafelservices

Bayerische Nationalmuseum , München

Das 1761/63 für den Hildesheimer Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Westphalen in Augsburg gefertigte Tafelservice gehört zu den umfassendsten Ensembles seiner Art. 1981 konnte der größere Teil des Hildesheimer Services, mit dem Kernbestand der Werke Bernhard Heinrich Weyhes, aus dem Kunsthandel für das Bayerische Nationalmuseum gesichert werden. Dagegen gelangten die zugehörigen Silberbestecke, die funktional wie ästhetisch ein unverzichtbares Element der Tafel darstellen, in den internationalen Handel.

1995 tauchte das gesamte Besteck des Hildesheimer Services erneut bei einer Auktion in Genf auf. Das Bayerische Nationalmuseum in München, das Roemer-Museum in Hildesheim und ein dritter Käufer erwarben den geschlossenen Bestand des Jahres 1763, wie er im ersten Inventar des Services aufgeführt wird: 72 silberne Eßbestecke und 36 silbervergoldete Dessertbestecke, die jeweils aus Gabel, Löffel und Messer bestehen, sowie 36 Teelöffel. Nahezu die Hälfte des Komplexes ging in den Besitz des Bayerischen Nationalmuseums über.

Der umfangreiche Bestecksatz des Hildesheimer Tafelservices wurde von drei, auf Bestecke spezialisierten Goldschmieden in Augsburg angefertigt. Er weist die charakteristische Augsburger Form des dritten Viertels des 18. Jahrhunderts auf, im Typus des Faden- oder Filetmusters mit umlaufendem schmalen Doppelgrat. EB-und Dessertbesteck tragen sowohl das gravierte Wappen des Hildesheimer Fürstbischofs Friedrich Wilhelm von Westphalen als auch die von der Königskrone überfangenen Initialen EAR König Ernst Augusts von Hannover. Hingegen findet sich auf den Teelöffeln allein das vom Fürstenhut bekrönte Monogramm FW des Hildesheimer Kirchenfürsten. Ferner sind die Bestecke mit den Service-nummern des 1763 in Hildesheim angelegten Inventars versehen: die Löffel und Gabeln des Eßbestecks mit der Nummer 25, die Löffel und Gabeln des Dessertbestecks mit der Nummer 7 sowie die Teelöffel mit der Nummer 26.

Lorenz Seelig

Abbildungen: Besteck des Hildesheimer Tafelservices Augsburg, um 1761/63

Heinrich Trana (um 1715 - 1768) Eßbesteck: Gabel, L. 19,4 cm), Löffel: L. 20.9 cm; Messer: L. 23,8 cm; je 36 Teile

Abraham IV Warnberger (1716 - 1793): Dessertbesteck: Gabel: L. 17,2 cm; Löffel: L. 18,1 cm; Messer; L. 21,1 cm; je 12 Teile

Johann V Beckert (um 1725 -1777) und Abraham IV Warnberger: 18 Teelöffel: L. 12,7 cm

Eßbesteck: Gabeln und Löffel: Silber, wohl im Gesenk geschmiedet, graviert; Messer: Griffe: Silber, gegossen, graviert; Klingen: Stahl (nach 1980 erneuert); Dessertbesteck: Gabeln und Löffel: Griffe: Silber, gegossen, graviert, vergoldet; Klingen: Silber, geschmiedet, vergoldet; Teelöffel: Silber, wohl im Gesenk geschmiedet, graviert. Beschau- und Meisterzeichen


Fotonachweis: ©Bayerisches Nationalmuseum, Foto: Bastian Krack