Bildnis der Schauspielerin Henriette Henriot

Neue Pinakothek, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München

Die wichtige Gruppe der impressionistischen Gemälde in der Neuen Pinakothek, mit bisher vier Werke von Renoir, hat durch diese Dauerleihgabe eine schöne Ergänzung gefunden. Dargestellt ist die Pariser Schauspielerin Henriot, die am Théatre de lOdéon engagiert war und 1875/76 zu den bevorzugten Modellen des Künstlers gehörte. Eine sehr ähnliche, etwas größere Fassung des Bildnisses aus demselben Jahr befindet sich heute in Buenos Aires (30 x 26cm).

Renoir hat die junge Schauspielerin mit seinem Blick leicht von oben gleichsam gestreift. Es ist weniger die Individualität gewesen, die den Maler reizte, als die zart, vegetativ-lebendige Erscheinungsweise im Allgemeinen. Ihren Kopf hat er in höchst nuancierten, reichen Farben und mit lockerem, ‚zärtlichem‘ Pinselstrich geradezu gefeiert. Die Vielfalt der Tonwerte, die sich zu den großen Partien des dunkelgrünen Grundes, des hellen rosavioletten Inkarnates und der goldblonden Haare zusammenschließen und die in der schwarzblauen Schleife der Bluse eine besondere Akzentuierung haben, lassen die Darstellung höchst regsam erscheinen, so dass der Künstler bei aller Beiläufigkeit und Anspruchslosigkeit hier einen intensiven Eindruck von Leben vermittelt.

Renoir war im Jahre 1876, in dem er das Bild schuf, auf der Höhe seines Könnens; es war das Jahr in dem mit dem Gemälde „Un bal au Moulin de la Galette“ eines seiner berühmtesten Werke überhaupt entstand.

Christoph Lenz

Abbildung: © Neue Pinakothek / Bayerische Staatsgemäldesammlungen München
Auguste Renoir (1814-1919)
Mädchenkopf (Bildnis der Schauspielerin Henriette Henriot), 1876
Öl / Leinwand, 24 x 20cm
Neue Pinakothek / Bayerische Staatsgemäldesammlungen München