Bildnis Freiherr von Donop (J.H. Tischbein)
Westfälisches Landesmuseum Münster
Das lebensgroße Porträt war bis nach dem 2. Weltkrieg in die originale Wandtäfelung der Bibliothek von Schloss Stietencron in Schötmar bei Bad Salzuflen eingelassen. Es veranschaulicht in qualitätsvoller Weise die höfische Lebensart des Adels im 18. Jahrhundert. Sorgfältig gepudert in grün-samtenem, golddekoriertem Jagdkostüm, Rüschenhemd und paillefarbenen Handschuhen, präsentiert der Kasseler Hofmaler Johann Heinrich Tischbein den Kavalier in Ganzfigur vor einer Berg- und Waldlandschaft. Schwarze Beinkleider, graue Strümpfe und hohe schwarze Stiefel sowie Gewehr verweisen auf das dem Adel vorbehaltene Vergnügen der Jagd, von der sich der Freiherr zu erholen scheint – sein rhetorischer Handgestus deutet auf den toten Hasen. Links im Bild blickt der Jagdhund – er sitzt auf einem toten Rebhuhn – seinen Herren ergeben an. Auf dem goldenen Halsband des Jagdhundes steht geschrieben: „Je m’apelle Voudrac et japerin à Mr. Le Bar. C.E.U. de Donop Seign. De Schötmar.“ Im mittleren rechten Bildgrund wird das Jagdpferd von einem Diener zu dem im Hintergrund dargestellten Rittergut weggeführt.
Der westfälische Freiherr von Donop diente als Hessisch-Casselscher Oberst bei der Garde. Im Alter von dreiunddreißig Jahren beauftragte Donop für sein Porträt den begehrten Bildnismaler Johann Heinrich Tischbein. Nach seiner erfolgreichen Teilnahme am Siebenjährigen Krieg kaufte er das seit 1729 für den schwedischen und kurhessischen Staatsminister August Moritz Plato von Donop erbaute Schloss in Schötmar. Allerdings verweilte Freiherr von Donop hier nur selten, da er es vorzog, in Kassel zu leben.
Das Bildnis Donops verweist auf einen seit dem 15. Jahrhundert weit verbreiteten Topos in der Herrscherallegorie – dem Ideal der „Vita activa et Vita contemplativa“. Diese Verbindung erwartet von dem Edelmann eine gute körperliche Ausbildung – die Jagd und der Krieg – und eine umfassende intellektuelle Bildung – das Studium von Büchern und der Wissenschaften: beide Qualitäten sind in diesem repräsentativen Jagdporträt und seinem ursprünglichen Aufstellungskontext der Bibliothek miteinander vereint.
Florian Matzner
Abbildung: ©Westfälisches Landesmuseum Münster
Johann Heinrich Tischbein (1722-1789)
Bildnis Carl Emelius Ulrich Freiherr von Donop
1765
Öl/Leinwand, 180 x 108cm
Westfälisches Landesmuseum, Münster