Bildteppich „Heilige Sippe“ 1527
Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt
Das Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt konnte im Jahr 2016 eine weitere spätmittelalterliche Tapisserie erwerben, deren ursprüngliche Provenienz Eichstätt ist, und damit seine exquisite Textilsammlung um ein interessantes, gut erhaltenes Stück erweitern. Der Ankauf wurde auch unterstützt durch die Kulturstiftung der Länder und die St. Willibald-Stiftung des Bischöflichen Stuhls Eichstätt.
Das Fragment trägt die Datierung 1527. Es ist eine Bildwirkerei aus Wolle und Leinen in den Maßen 61 cm x 118 cm. Oben ist es jedenfalls stark beschnitten.
Die ikonographische Darstellung der einzelnen Figuren ist eingebettet in einen Stammbaum nach dem Schema der Wurzel Jesse, der ausgeschmückt ist mit kleinen Blumen. Das Sippenbild zeigt das sogenannte Trinubium der hl. Anna, die nach ihrer Ehe mit Joachim noch zwei weitere Ehen eingegangen ist, aus denen jeweils Nachkommen hervorgegangen sind. Als Stammvater erscheint Stollonus in liegender Ganzfigur. Die Nachkommen sind als Halbfiguren dargestellt, die auf Blütenkelchen sitzen. Diese Ehemänner heißen Cleophas und Salomas. Deren Familienmitglieder sind Maria Salome und Alphäus sowie Maria Cleophas und Zebedäus. Am linken Rand erscheinen noch zwei Enkel, Judas Thaddäus und Simon, die zu den Aposteln gehören. Der Stammbaum war sicher symmetrisch aufgebaut. Diese Legende, die im 12. Jahrhundert entstanden ist, ist durch die Legenda aurea im späten Mittelalter sehr populär geworden.
Stilistisch und technisch läßt sich die Tapisserie einer Gruppe von elf fränkischen Werken zuordnen, die im frühen 16. Jahrhundert in der Werkstatt des Benediktinerinnenklosters St. Walburg in Eichstätt entstanden sind. Die Entstehung der Werkstätte ist wohl ein Ergebnis der Reformbemühungen des Bischofs Johann III. von Eych (1445-1465). Dazu zählen z. B. die bekannten Walburga-Teppiche. Die Stücke wurden im frühen 19. Jahrhundert in verschiedene Sammlungen verstreut. Die „Heilige Sippe“ befand sich lange Zeit im Hause der Fürsten von Oettingen-Wallerstein.