Carl Lohse, Werkkomplex von mehreren Gemälden 1919-1939
Stadtmuseum Bautzen
Die für die Kunstsammlung des Stadtmuseums Bautzen erworbenen Gemälde „Alpenveilchen“, „Aufgehender Mond“ und „Schneelandschaft“ schuf der Künstler Carl Lohse (1895 Hamburg – 1965 Bischofswerda). Früh gefördert vom Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, studierte Lohse kurze Zeit an der Akademie in Weimar. Während eines anschließenden Studienaufenthaltes mit dem befreundeten Künstler Otto Pankok in Holland kam er mit dem Werk von Vincent van Gogh in Berührung. Als Soldat im Ersten Weltkrieg erlebte er schreckliches Kriegsgeschehen.
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wurde Lohse 1919 zum Maleraufenthalt in die sächsische Kleinstadt Bischofswerda eingeladen. Dort entstand, befördert durch Kontakte zum Kunstleben im nahe gelegenen Dresden, bis 1921 das fulminante Frühwerk des Künstlers, das heute zu den bedeutendsten Schöpfungen des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg zählt. Angeregt durch das Wirken von Otto Dix und Conrad Felixmüller entwickelte er eine eigenständige Bildsprache. In rastloser Produktion entstanden insgesamt etwa 130 Gemälde, zahlreiche Zeichnungen und einige Skulpturen.
Während dieser ersten Schaffensperiode gestaltete der Künstler neben Landschaften, Figurenbildern, frühen Industriedarstellungen, expressiven Bildnissen aus dem Personenkreis seines damaligen Umfeldes die Blumen im Stillleben „Alpenveilchen“. Die futuristischen, kosmischen Bilder, denen das Gemälde „Aufgehender Mond“ zuzuordnen ist, gehören zu den singulären Schöpfungen von Carl Lohse. In der Hinwendung zum Ungegenständlichen, die zur konstruktivistisch geprägten Sichtweise führten, lassen sich Parallelen zum Werk von Wassily Kandinsky und Franz Marc ziehen.
In den zweiten Schaffensabschnitt von Lohse, 1929 bis 1939, fällt die Entstehung des Bildes „Schneelandschaft“, datiert in das Jahr 1932. Zeichnen sich die Arbeiten des Frühwerkes durch den expressiven Flächenstil aus, gestaltet aus ungebrochenen Farben und starken Kontrasten, tritt dagegen in der zweiten Periode, die ab 1929 einsetzt, die Tendenz zur Versachlichung mittels eines ausgeglichen komponierten Bildraumes.
Ophelia Rehor
Abbildung: