Carl Schuch, Toter Fuchs, 1882/183
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Das Gemälde Toter Fuchs entstand, Schuchs Biographem Karl Hagemeister folgend, 1882 oder 1883 am Hintersee in der Nähe von Salzburg. „Er legte den Fuchs auf eine Decke und gab alle Feinheiten und Weichheiten des Fells mit gewohnter Meisterschaft“, so Hagemeister.
Carl Schuch gehört zu den Malern des sogenannten „Leibl-Kreises“ – jener Maler, die sich um Wilhelm Leibl gesammelt haben. Künstler wie Wilhelm Trübner, Victor Müller oder Theodor Alt fühlten sich – wie Leibl – dem Realismus und einer „reinen Malerei“ verpflichtet und orientierten sich dabei vor allem an der französischen Kunst, insbesondere an Courbet und Manet. Bevorzugte Sujets des Leibl-Kreises waren Bildnisse, Landschaften und Stilleben. In letzterem Sujet brillierte besonders Carl Schuch.
Die Alte Nationalgalerie in Berlin zeigt mit den berühmten Äpfeln, dem Hummer und den Rebhühnern bereits drei Stillleben Schuchs, die auf eindrückliche Weise die Konzentration des Malers auf einfache, klare Motive vor Augen führen und zugleich sein lebenslanges Ringen um das „reine Malen“ offenbaren. Anders als die komponierten Stillleben erscheint der Tote Fuchs indessen weniger arrangiert. Der Eindruck wird ganz von den fein abgestimmten Braun- und Rottönen geprägt, denen die weißen Fellpartien und das matte Grün der Decke gegenüberstehen. Der Duktus ist großzügig und energisch, kurzum: frei.
Das Gemälde Toter Fuchs fügt sich auf glückliche Weise in den vorhandenen Bestand von Schuch-Gemälden in der Nationalgalerie ein. Mehr noch als in den drei anderen Stillleben geht es hier um Konzentration auf einen Gegenstand. Alles Komponierte des tradierten Jagdstilllebens ist einer Kunstauffassung gewichen, die mit höchster Empathie für Farbe, Form, ja alles Kreatürliche den Eindruck dieses einen Lebewesens auf die Leinwand bannt. Nie war ein toter Fuchs wohl weniger als „Jagdbeute“ aufgefasst. Statt dessen gelang dem Maler ein ganz und gar zeitloses Dokument von Schönheit und Vergänglichkeit.
Dr. Phillipp Demandt
Abbildung:
Carl Schuch (1846-1903), Toter Fuchs, 1882/1883. Öl auf Leinwand, 69,5 cm x 93 cm.
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