Carle Vernet, Rückkehr von der Jagd (Retour de Chasse), 1828
Neue Pinakothek, München
Vernets Gemälde zeigt eine in die Stadt zurückkehrende Jagdgesellschaft. In gestrecktem Galopp fliegt ein Sechsergespann über das Pflaster der Straße, in der eben noch Ruhe und Stille herrschten. Passanten treten hinzu, Federvieh fliegt aufgestört zur Seite. Pferde in voller Bewegung, die rasante Dynamik des Gespanns vor dem Hintergrund der behaglichen Ruhe der Stadtlandschaft sind das Hauptmotiv des Bildes. Das lebensvolle, in souveräner Beherrschung der bildnerischen Mittel ausgeführte Gemälde gibt mit seiner präzisen Schilderung der Details zudem einen Einblick in die Lebenswirklichkeit einer französischen Provinzstadt in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.
Der Künstler Carle Vernet gehört einer der wichtigsten französischen Künstlerfamilien an. Der Vater, Claude-Joseph Vernet, genoss als Landschaftsmaler europäischen Ruhm und ist durch die Erwerbungen vor allem Karls Il. August von Zweibrücken mit zwölf Werken in der Alten Pinakothek vertreten. Carles Sohn, Horace Vernet, war der führende Historien- und Schlachtenmaler seiner Generation in Frankreich. Carle Vernet begann als Historienmaler, wandte sich in den Revolutionsjahren der Lithographie zu und war mit satirischen druckgraphischen Serien erfolgreich. In der napoleonischen Zeit trat er als Schlachtenmaler hervor und schuf 1808 sein Hauptwerk „Die Schlacht bei Marengo“ für die Historische Galerie im Schloss von Versailles. Vor allem aber wurde Vernet als Maler von Pferden geschätzt. Die Verbildlichung der Kraft und der Dynamik der Tiere, der pathetisch-heroische Auftritt, der dem Pferd in der Vorstellung der Zeit zukam, gelang dem Künstler auf eindrucksvolle Weise und wirkte nicht zuletzt auf Vernets bedeutendsten Schüler Theodore Gericault. „Retour de Chasse“ ist ein spätes Hauptwerk des Künstlers, ausgestellt im Salon des Jahres 1831. Erster Besitzer und wohl auch Auftraggeber des Bildes war der Pariser Bankier Georges Baron Schickler. Baron Schickler sammelte passioniert Pferde-Darstellungen und gehörte zu den frühen Käufern von Werken Gericaults. Ein Teil der Sammlung Schicklers ging als Stiftung an den Louvre, der übrige Bestand verblieb bis zuletzt in der Familie. Der seltene, unberührte Erhaltungszustand und die unmittelbare Herkunft aus dem Besitz der Nachkommen des Baron Schickler verleihen dem Gemälde besondere Bedeutung.
Herbert Rott
Abbildung: