Cranachs lebensgroßes Porträt des Kanzlers Christian Brück für Schloss Friedenstein Gotha, 1555
Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Das lebensgroße Porträt zeigt den Kanzler Christian Brück in einer repräsentativen Darstellung vor einem graugrünen Hintergrund, die von Lucas Cranach dem Jüngeren 1555 geschaffen wurde. Das Bildnis entstand im Zusammenhang mit der Ernennung des Porträtierten zum sächsischen Kanzler am Hof von Herzog Johann Friedrich II. und zeigt somit den Würdenträger auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dies unterstreicht neben der prachtvoll-pelzbesetzten Kleidung auch eine doppelt um den Hals gelegte Kette aus Gold, an der eine Bildnis-Medaille des sächsischen Herzogs von 1554 befestigt ist. An seiner linken Hand trägt Brück mehrere Ringe, darunter seinen Siegelring mit Initialen. In seiner Rechten hält er einen Rosenkranz. Neben einer Datierung in der oberen linken Bildecke gibt eine lateinische Inschrift das Alter des Dargestellten mit 37 Jahren an. Darunter befindet sich als Signatur der Künstlerwerkstatt die Cranachschlange. Christian Brück wurde, wenn man von der Bildinschrift des Gemäldes ausgeht, 1518 in Wittenberg geboren und an der dortigen Universität unter anderem bei Philipp Melanchthon ausgebildet. Nach einer Zwischenstation in Bologna legte Brück 1543 die Promotion im Fach Jura ab. Im gleichen Jahr wurde er Rat und Diener von Kurfürst Johann Friedrich I. der Großmütige. Ebenfalls 1543 heiratete er Barbara Cranach in Wittenberg, wodurch er ein Schwager von Lucas Cranach dem Jüngeren wurde. Durch den tiefen Fall der ernestinischen Dynastie und den Verlust der Kurwürde in Folge des Schmalkaldischen Kriegs befand sich Brück zunächst auf der Flucht. 1555 wurde er an den Gothaer Hof berufen, wo ihm noch 12 Jahre blieben, bevor er in die sogenannten Händel des Ritters Wilhelm von Grumbach verstrickt wurde. Diese stellten einen letzten Versuch der Ernestiner dar, die verlorene Kurwürde zurückzuerlangen und hatten die vollständige Zerstörung der Festung Grimmenstein durch kaisertreue Truppen zur Folge. Brück wurde zusammen mit Grumbach verurteilt und 1567 auf dem Gothaer Hauptmarkt gevierteilt und die Körperteile anschließend auf Stangen vor den Toren der Stadt präsentiert. Der glücklose Kanzler kehrt nun nach über 450 Jahren in einem Stück nach Gotha zurück. Hier wird das bisher in Privatbesitz befindliche Gemälde in der zukünftigen Geschichtsausstellung von Schloss Friedenstein, das im 17. Jahrhundert über den Grundmauern der zerstörten Festung errichtet wurde, das Kapitel zum Aufstieg und tiefen Fall der Ernestiner bereichern und darüber hinaus ein wichtiges künstlerisches Zeugnis des Hofkünstlers Cranach darstellen.
Dr. Timo Trümper
Provenienz: Vor 1978 Sammlung de la Faille; Aus dem Pariser Kunsthandel im Wiener Auktionshaus Dorotheum eingeliefert, Ankauf durch das Unternehmerpaar Schulz, Amorbach; 2015-2021 Besitz der Joachim & Susanne Schulz Stiftung; seit 2021 im Besitz der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung Gotha, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Rudolf-August Oetker-Stiftung.
Abbildung:
Lucas Cranach d. J., Bildnis des Kanzlers Christian Brück, 1555, Mischtechnik auf Holz, 104,3 x 71,9 cm, SSFG
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Fotograf: Lutz Ebhardt