Danhausersche Möbelfabrik, Kandelaber 1815

Schlossmuseum Schloss Friedenstein, Gotha

Schloss Friedenstein gilt als beispielhaftes Zeugnis eines frühbarocken Residenzschlosses. Das Schloss beherbergt neben qualitätvollen Prunkräumen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts auch mehrere Zimmer des Klassizismus und Empire. Begonnen wurde mit deren Herrichtung und Ausstattung bereits unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg (reg. 1772-1804). Sein Sohn, Herzog August, ließ einige dieser Gemächer nochmals nach seinem eigenen, sehr exquisiten Geschmack umgestalten. Seine Regierungszeit, 1804-1822, fällt in die Zeit der napoleonischen Besatzung und der Befreiungskriege. Bereits der Feldzug Bonapartes in Ägypten (1797-1799) wirkte in Gotha mit der Gründung der Ägyptensammlung 1809 nach; auch das Schlafgemach des Herzogs war in ägyptischem Geschmack gestaltet. Die Decke ist mit allegorischen Sternbildern versehen, deren Hauptplaneten, die Sonne mit den Gesichtszügen Kaiser Napoleons und der Mond mit den Gesichtszügen Herzog Augusts, auf den Betrachter herabschauen. Ausgestattet wurde dieser Raum zudem mit exklusivem Mobiliar, von dem nur noch ein Teil überkommen ist. Ursprünglich bestand die Einrichtung aus einem Himmelbett, einem Schreibsekretär, einer Kugelkassette, einem großem Ankleidespiegel, Kandelabern, einzelnen Leuchtern, Beistelltischen und anderen Kleinmöbeln.

Für deren Kauf kommen nur zwei der Gothaer Regenten in Frage: der schon erwähnte Herzog August und sein späterer Schwiegersohn Herzog Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (reg. 1806-1826), der 1826 Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha wurde (reg. von 1826-1844). Als Ernst I. richtete er sich in Gotha neue Wohnräume ein; seine Vorliebe galt den exquisiten Möbeln französischer und Wiener Möbelfabriken, deren Produkte er durch Aufenthalte in Paris und Wien persönlich kennen gelernt hatte. Teile des Empireschlafgemaches im Gothaer Schloss Friedenstein nutzte er bis zu seinem Tod 1844.

Es muss davon ausgegangen werden, dass in den nachfolgenden Jahrzehnten die Möbel mehrfach ihren ursprünglichen Aufstellungsort verließen und durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges einige (u. a. das Himmelbett und die Leuchter) erheblich beschädigt wurden, andere Stücke ganz verschwanden (so auch die ursprünglichen Kandelaber).

Es war daher ein außergewöhnliches Ereignis, als 2004 im Kunsthandel zwei hoch bedeutende Danhauser-Kandelaber entdeckt wurden. Ihr ungewöhnlich guter Zustand, die originale Erhaltung und die meisterhafte Gestaltung der Danhauserschen Möbelfabrik wird auch in den Gutachten hervorgehoben. Beide Kandelaber sind Stücke, die kaum noch im Kunsthandel auftauchen und deren Ankauf für ein Museum als Glücksfall zu bezeichnen sind.

Bernd Schäfer

Abbildung:

Danhausersche Möbelfabrik, Kandelaber 1815
© Schlossmuseum Schloss Friedenstein, Gotha