Das Porträt des Albrecht von Brandenburg von 1508 von Jacopo de' Barbari
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dessau-Roßlau
Der venezianischer Zeichner, Kupferstecher und Maler Jacopo de’ Barbari ist der erste italienische Renaissancekünstler, der sich auf den Weg über die Alpen machte. De’ Barbari arbeitete als Hofkünstler für Kaiser Maximilian I. und Kurfürst Friedrich den Weisen, wo er zu großem Ansehen gelangte und hat Künstlern wie Dürer und Cranach d. Ä. stark beeinflusst. Dürer etwa berichtete, Jacopo de’ Barbari habe ihn in die Proportionslehre eingeführt.
Das Porträt von Albrecht von Brandenburg ist eines aus einem sehr kleinen Oeuvre erhaltener Werke des Künstlers.
Für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz war der Erwerb des Porträts von großem Interesse, da es sich bis 1918 und seinem späteren Verkauf in den 1920er Jahren als kostbares und inhaltlich bedeutsames Gemälde in der Sammlung des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1750-1817) im Gotischen Haus befand. Das Gotische Haus ist mitsamt seinem wertvollen Interieur ein wesentlicher Bestandteil des UNESCO-Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz.
In der Beschreibung des Hauses von 1818 nennt August Rode das Bild im Geistlichen Kabinett. Mit den Gemälden dieses Raumes werden in der Hauptsache die Protagonisten der Reformation durch die Anbringung ihrer Bildnisse geehrt. Neben Porträts Luthers und Melanchthons werden beispielsweise in Bildnissen von Cranach d. Ä. die Anhaltinischen Vorfahren Johann und Joachim Fürsten von Anhalt als erste Reformatoren des Landes gezeigt. Albrecht, der unter dem Bildnis des Täufers Bernd Knipperdolling angeordnet war, wird hier vom Fürsten Franz als Gegenpart zu Luther gesehen; denn als Förderer des Ablasshandels und ranghöchster geistlicher Würdenträger des römisch-deutschen Reiches war er später einer der wichtigsten und populärsten Gegenspieler Martin Luthers. Diese Konfrontation findet an keinem anderen Ort der Welt als in dem frühesten reformationsgeschichtlichen Gedächtnisort im Gotischen Haus in Wörlitz statt.
Albrecht von Brandenburg (1490 – 1545) wird im Alter von 18 Jahren dargestellt. Albrecht ist als Anwärter auf ein geistliches Amt im weißen Chorhemd, dem Chormantel und rotem Birett dargestellt. Durch den aufwärts gerichteten Frömmigkeitsblick wird seine zukünftige Bestimmung angezeigt. Der kostbare Mantel in Goldbrokat mit der großen, mit Heiligenfiguren besetzten Schließe demonstriert sein großes Bedürfnis nach Repräsentation und seine Ambitionen bereits in jungen Jahren.
Dr. Wolfgang Savelsberg
Abbildung: Jacopo de‘ Barbari (um 1460/70-1516): Jacopo de‘ Barbari, Porträt des Albrecht von Brandenburg, 1508, Öl und Tempera auf Holz, 68,3 cm x 53,3 cm, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dessau-Roßlau