Der Amsterdam Machsor
MiQua LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln
Gemeinsam mit dem Joods Historisch Museum in Amsterdam konnte der Land-schaftsverband Rheinland (LVR) 2017 den sogenannten Amsterdam Machsor, eine illuminierte hebräische Handschrift aus dem 13. Jahrhundert, erwerben und somit für die Öffentlichkeit und die Forschung sichern.
Ein Machsor (hebr.: Zyklus) ist ein liturgisches Buch für die jüdischen Feiertage. In ihm sind Gebete und liturgische Gedichte enthalten, sogenannte Pijjutim. Auf 331 Pergamentseiten enthält der Amsterdam Machsor den spezifischen Kölner jüdischen Ritus zu den Feiertagen. Er ist ein Einzelstück und gehört zu den ältesten noch erhal-tenen hebräischen illuminierten Manuskripten im deutschsprachigen Raum und zu den bedeutendsten seiner Art. Der Machsor ist mit eindrucksvollen Malereien versehen, er besitzt 20 Goldinitialen mit Ranken, Filigranen und Figuren, die die Gestalt eines Tieres aufweisen und darüber hinaus Illustrationen auf sechs Seiten.
Der Machsor wird spätestens 1424 mit der Vertreibung der Juden aus Köln auch die Stadt verlassen haben. Die Geschichte führt ihn aus dem Rheinland bis nach Amster-dam, wo er seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar ist: 1669 wird der Machsor der Jüdischen Gemeinde in Amsterdam aus Privatbesitz übergeben.
Der Machsor ist Herzstück der Sammlung des MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Ar-chäologischen Quartier Köln. Mit ihm bietet sich die Möglichkeit, den Besucherinnen und Besuchern Einblicke und Informationen zu einem ihnen noch weitestgehend un-bekannten mittelalterlichen jüdischen Leben in Deutschland, insbesondere zur jüdi-schen Kultur in Köln zu geben. Für das MiQua ergibt sich die einzigartige Chance, ein herausragendes Zeugnis jüdischer Kulturgeschichte an seinem Herkunftsort zu prä-sentieren. Dies ist einmalig in Deutschland.
Großzügig unterstützt wurde der Ankauf von der Ernst von Siemens Kunststif-tung, der Kulturstiftung der Länder, der C.L. Grosspeter Stiftung, der Kulturför-derung des Landes Nordrhein-Westfalen, vom Rheinischen Sparkassen- und Gi-roverbandes sowie der Sparkasse KölnBonn und der Kreissparkasse Köln.
Text: Dr. Christiane Twiehaus, Abteilungsleitung Jüdische Geschichte und Kultur im MiQua
Abbildung: Amsterdam Machsor, Liturgie nach Kölner Ritus, fol. 58 b, Köln ca. 1240, Pergament, 46,5 x 32,5 cm.331 Seiten, gebunden, geschrieben (Hebräisch), illuminiert, 2004 restauriert.