Der Echter-Teppich, 1563
Fürstenbaumuseum der Feste Marienberg ob Würzburg
Im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg war im Sommer 2017 die Ausstellung „Julius Echter Patron der Künste“ zu sehen. Sie widmete sich dem Würzburger Fürstbischof dieses Namens (1545–1617) anläßlich seines 400. Todesjahrs. Im ersten Raum bildete eine monumentale, 1563 datierte Tapisserie mit der Darstellung der gesamten Familie Echter den unangefochtenen Blickfang. Der 3,40 m hohe und 7,70 m breite „Echterteppich“, heute ein Exponat der Bayerischen Schlösserverwaltung im Fürstenbaumuseum der Würzburger Festung Marienberg, gehörte einst zur Ausstattung von Schloss Mespelbrunn, dem Stammsitz des Geschlechts. Schon seiner Größe wegen ist er ein beeindruckendes Beispiel neuzeitlicher Textilkunst. Anlässlich der Ausstellung wird er nun restauriert und als kulturgeschichtliches Zeugnis ersten Ranges gewürdigt.
Verschmutzung, Lichtschäden und Materialermüdung haben dem über 450 Jahre alten Webteppich sehr zugesetzt – aber auch unsachgemäße Restaurierungen und Reparaturen. So sind an vielen Stellen Baumwollketten eingezogen worden; weil sie mit der Zeit zusammenschnurren, kommt es zu Spannungen im umliegenden Originalgewebe. Eine chemische Reinigung führte zu einer Versprödung der Fasern, mit Faserbruch und vermehrter Schmutzaufnahme als Folgen.
Für die Restaurierung [durch die Bayerische Schlösserverwaltung] kommt die derzeit modernste Reinigungsmethode zur Anwendung: Die Tapisserie wird auf ein perforiertes Lochblech gelegt und von oben mit Aerosolnebel besprüht, gleichzeitig wird darunter ein sanfter Niederdruck erzeugt. Die Schmutzpartikel werden aus den Fasern gespült, ohne dass Farbstoffe ‚ausbluten’ und Fasern aufquellen können. Auf Unterlegstoff gesichert und auf der Rückseite mit einem Stützgewebe versehen, wird die Tapisserie danach auf einen speziell entwickelten Schrägsupport montiert. Schädigungen durch das Eigengewicht, wie bei der traditionellen Aufhängung an der Oberkante des Teppichs, werden so vermieden.
Der Unterschied zum vorherigen Zustand wird in der Würzburger Ausstellung erstmals zu begutachten sein wird. Dort wird der „Echter-Teppich“ die Besucher mitten in die Mentalität einer adeligen Familie des 16. Jahrhunderts hineinführen. Wer dieses kunstvoll gewirkte Bild studiert, wird auch den Fürstbischof besser verstehen – es visualisiert die Welt, der Echter entstammt und die ihn geprägt hat.
Prof. Dr. Damian Dombrowski