Der Hochaltar im Merseburger Dom, 16./17. Jahrhundert

Merseburg

Der Merseburger Dom ist seit 1653 durch die Herzöge von Sachsen-Merseburg sukzessive zur barocken Hofkirche umgestaltet worden. Der neue Altar von 1668 stellte dabei einen ersten wichtigen Schritt dar. Er zeigt die beiden Stifter, Herzog Christian I. und Herzogin Christiana betend vor dem Gekreuzigten. Die „Krone“ des Altars bildet der auferstandene Christus, der über Tod und Teufel triumphiert. Leider ist nicht bekannt, wer den Altar geschaffen hat. Der Schöpfer der feisten Engel sowie der typischen hängenden Verzierungen bleibt unbekannt wie die Künstler vieler früher Werke des Merseburger Barock. Bei der großen Restaurierungskampagne in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Altar entfernt und durch einen neoromanischen ersetzt. Der großartige barocke Orgelprospekt hat damit sein Gegenüber verloren. Schon 1914 wurde der Fehler korrigiert und der Altar wieder aufgestellt.

Die Zimmerleute, die den Altar wieder aufstellten, hinterließen dabei an dessen Rückseite ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument: in einer Inschrift priesen sie die ersten Siege Deutschlands im 1. Weltkrieg. Seit der Neuaufstellung hat der Altar kaum noch Zuwendung erfahren, so dass eine Restaurierung Not tat. An der Jahreswende 2014/15 konnte der Altar durch das Restaurierungsatelier Schöne (Halle) sowie durch Martin Schönburg (Braunsbedra) restauriert werden. Dabei ist der Altar zunächst grundlegend gereinigt worden, wodurch die alte Farbigkeit und Vergoldung hervorkam. Lose Stellen wurden gefestigt und einzelne Stellen retuschiert. An den Gemälden wurden Altretuschen abgenommen und Fehlstellen neu retuschiert.

Im Ergebnis erstrahlt ein Hauptwerk des Merseburger Barock in neuem Glanz und kann auch dank eines neuen Beleuchtungskonzepts durch den Besucher eindrucksvoll erlebt werden.

Dr. Holger Kunde

Abbildungen:
1 Detail: Hauptaltar Reinigung
2 Detail: Fehlstellen
3 Merseburger Dom, Hauptaltar nach der Restaurierung
© Vereinigte Domstifter Merseburg, Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz