Der verlorene Sohn (H. Thoma)
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
Hans Thoma erhielt die für ihn wichtigsten künstlerischen Anregungen durch Gustave Courbet (1819-1877) in Paris, den Kreis um Wilhelm Leibl in München und die sogenannten Deutschrömer in Rom. Von 1876 bis 1899 lebte und arbeitete er in Frankfurt am Main und anschließend in Karlsruhe, wo er Professor an der dortigen Kunstschule und Direktor der Galerie war.
Das Bild „Der verlorene Sohn“ entstand ein Jahr nach seiner zweiten Italienreise, die er im Jahre 1880 unternahm. Nach Aussage des Kunsthistorikers Henry Thode – ein Freund des Künstlers und sein erster Biograph – verarbeitete Thoma darin Eindrücke aus den „Maremmeneinöden“ nördlich von Rom. Die bedrückenden Verhältnisse eines Schweinehirten in karger Landschaft werden in dem Bild in das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15, 11-32) umgesetzt.
Seit der Renaissance ist diese biblische Erzählung bei den Malern beliebt, aber auch das Hüten der Schweine wurde in der Vergangenheit vielfach thematisiert. Neu an Thomas Bild ist das Übergewicht der Landschaft. Die trübsinnige Verschlossenheit der Hauptfigur bleibt allerdings das Grundthema aller folgenden Kompositionen Thomas zum „Verlorenen Sohn“, bis hin zu einer von allen äußeren Zutaten gereinigten Fassung von 1894 mit dem Titel „Einsamkeit“.
Barbara Eschenburg
Abbildung: © Städtische Galerie im Lenbachhaus, München (2025)
Hans Thoma (1839-1924)
Der verlorene Sohn, 1881
Öl / Leinwand, 78 x 106cm
Städtische Galerie im Lenbachhaus München