Die Illusion vom Grund (Fruhtrunk)
Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Das Oeuvre von Günter Fruhtrunk ist ein wichtiger europäischer Beitrag zur Farbmalerei, die in ihrer Bedeutung erst nach dem Siegeszug der amerikanischen Malerei von de Kooning bis Barnett Newmann wahrgenommen wurde.
Fruhtrunks klassische Phase der Malerei beginnt mit konkret-dekonstruktivistischen Themen, wie z.B. „Monument für Malewitsch“ (1954) und „Kreise von Delaunay“ (1958/59) – Öl und Kasein-Bilder in relativ trockener Auftrags-Technik ausgeführt. Im seit 1980 – überraschend – entstandenen Spätwerk befreit sich Fruhtrunk vom strengen System der genauen Geometrie. In großer Schnelligkeit trägt er Farbbahnen in Acryl diagonal, ohne jede Hilfsmittel, frei auf die Leinwand auf.
„Illusion vom Grund“ zählt zu den seltenen Beispielen des Spätwerks: Gelb, Weiß und leuchtendes Orange von grauem, selbst gefärbtem Holzrahmen eingefasst, entfalten in gegenläufiger Richtung auf dem leicht querformatigen Holzgrund ein Fest der Farbe, in Trennungen, Entgegensetzungen und Begegnungen.
„Die subversive Macht einer Moderne, die gestaltend ins Leben eingreift, ohne sich dessen zweckrationalen Bedürfnissen auszuliefern, diese hermetische und verstörende Tradition in der Moderne, wie sie Adornos Ästhetik postulierte, hat in Fruhtrunks Werk in der deutschen Kunst nach 1945 einen ihrer entschiedensten Vertreter.“ (zit. Peter Klaus-Schuster)
Ulrich Bischoff
Abbildung:
Günter Fruhtrunk (1923-1983)
Die Illusion vom Grund, 1980
Acryl auf Pressholz, 140,5 x 135,5 cm
Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden