Die Naumburger Westchorfenster sollen wieder leuchten
Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz
Seit dem Sommer 2018 gehört der Naumburger Dom zum UNESCO Weltkulturerbe. Ausschlaggebend für die Verleihung dieses ehrenvollen Titels war die einzigartige Verbindung von Architektur, Skulptur, Ausstattung und dem großartigen Programm an monumentalen Glasmalereien im Westchor des Domes. All diese Werke wurden in einer unglaublich kurzen Spanne von nur wenigen Jahren vor 1250 geschaffen. Leider haben insbesondere die kostbaren Fenster unter den Zeitläufen gelitten und einige Teile gingen verloren, wie historische Fotos zeigen. Die Fehlstellen wurden bereits im 19. Jahrhundert rekonstruiert und die Lücken geschlossen. Aber auch das mittelalterliche Glasmaterial selbst litt besonders seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter der zunehmenden Luftverschmutzung und zeigt unter dem Einfluss von saurem Regen und anderen Luftschadstoffen starke Korrosionserscheinungen. Die Malkonturen sind dadurch gefährdet und auch zahlreiche Sprünge beeinträchtigen die kostbaren und prachtvollen Glasmalereien. Diese und viele andere Erhaltungsprobleme legten es nahe, am Naumburger Dom eine eigene Restaurierungswerkstatt einzurichten und eine präventive und streng substanzerhaltende Restaurierung durchzuführen. Dies war nur dank der Unterstützung durch zahlreiche Förderer möglich, zu denen maßgeblich die Ernst von Siemens Kunststiftung gehört.
Ein Team von akademisch ausgebildeten, hochspezialisierten Glasrestauratorinnen arbeitet nunmehr seit Ende 2017 daran, die Chorfenster zu restaurieren und mit Hilfe einer Schutzverglasung vor zukünftigen Schäden zu bewahren. Wie zu Zeiten des Naumburger Meisters, als im 13. Jahrhundert Künstler aus verschiedenen weit entfernten Ländern zum Bau des Westchors zusammenkamen, so ist es auch heute gelungen, Glasspezialisten aus ganz Europa und darüber hinaus nach Naumburg zu verpflichten. Im Naumburger Team arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Spanien, den USA und Australien eng zusammen. Ein wissenschaftlicher Beirat, der ebenfalls international besetzt ist, berät und kontrolliert die Restaurierungsarbeiten, die in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege von Sachsen-Anhalt durchgeführt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die prachtvollen Glasmalereien nunmehr gemeinsam mit der eindrucksvollen Architektur und den faszinierenden Stifterfiguren noch viele Generationen begeistern werden.
Dr. Ivo Rauch
Abbildungen:
1. Restauratorische Reinigung
2. Hl. Matthias vor der Restaurierung
3. Hl. Matthias nach der Restaurierung
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