Die Orangerie in Erlangen, 1705/1706

Orangerie Erlangen

Die Erlanger Orangerie brachte eine Hauch Italien in die mittelfränkische Residenzstadt. 1705/1706 von Gottfried Gedeler errichtet, diente sie im Winter als Schutzraum für die Orangenzucht. Diese Beschäftigung war in der Barockzeit bei Hofe überaus beliebt, konnte man dank des damit verbundenen Aufwands eindrucksvoll die Prosperität des Markgrafentums demonstrieren. Der Erfolg allerdings war eher bescheiden. Von 1755 an wurde die Orangerie deshalb zu profaneren Zwecken genutzt – als Dienstwohnung für den Amtshauptmann etwa, aber auch als Sommerwohnung der Markgräfinwitwe Sophie Caroline. 1818 gin die Orangerie in den Besitz der Universität über und beheimatet bis heute die Professur Kirchenmusik und das Institut für Kunstgeschichte.

Die 2009 bis 2012 durchgeführte Renovierung war erst die zweite Generalsanierung des barocken Kleinods. Spätestens als feststand, dass der Dachstuhl vom Gemeinen Hausschwamm befallen war, wurde klar, dass Schönheitsreparaturen allein den Verfall nicht mehr aufhalten würden.

306 Jahre nach Erbauung zeigt sich die Orangerie jetzt wieder in ihrer ganzen Pracht. Im Focus der repräsentativen Fassade prangt unübersehbar das Allianzwappen des Markgrafen- und Erbauer-Ehepaares Christian Ernst und Elisabeth Sophie. Auf der Attika befinden sich Figuren der römischen Gottheiten Flora, Ceres, Bacchus und Vulkan als Personifikationen der vier Jahreszeiten. Sie weisen auf den Zweck des Gebäudes hin – die Orangenzucht im Jahreslauf.

Der Wassersaal im Mitteltrakt mit wertvollen Stuckarbeiten hat seinen Namen von den ehemals darin angebrachten Wasserspielen. Im Zuge der Sanierung wurden die steinernen Muschelbecken im Fußboden wieder freigelegt; sogar eine spätere Rekonstruktion der Wasserspiele ist möglich. Der Saal dient künftig als Rahmen für festliche Veranstaltungen und wird von Erlanger Brautpaaren gern für die standesamtliche Trauung genutzt.

Die Orangerie gehört mehr denn je zu den schönsten Bauten Erlangens. Als Veranstaltungsort und als Heimat wissenschaftlicher Arbeit hat sie ihre Bestimmung gefunden.

Thomas A. H. Schöck

Abbildung:

1. Außensicht nach Restaurierung

2. Wassersaal

© Orangerie Erlangen