Die Rückkehr der Idylle: Paulus Potters Meisterwerk „Die Wassermühle“ (1653) in die Sammlung von Landgraf Wilhelm VIII.
Museumsverein Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Paulus Potter gehörte zu den gefragtesten Malern seiner Zeit. Der Junge Stier im Mauritshuis in Den Haag, im 18. Jahrhundert ein nationales Symbol der Niederlande, gehört noch heute zu den Highlights der Sammlung. Als Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der »Goethe-Tischbein«, Ende des 18. Jahrhunderts in seinen Lebenserinnerungen ein ideales Niederländer-Kabinett beschrieb, war Potter ein absolutes Muss. Insbesondere fürstliche Sammlungen in Deutschland scheinen sich regelrecht einen Wettbewerb geliefert zu haben, wer die meisten, schönsten und besten Potter-Gemälde besitzt. Landgraf Wilhelm VIII. erwarb sieben Werke von ihm und konnte sich damit zu den bekanntesten Sammlern des Künstlers zählen.
Das Gemälde Die Wassermühle aus dem Jahr 1653 gehört zu den späten Werken Potters, der im Folgejahr mit nur 28 Jahren verstarb. Sein Œuvre umfasst etwa 100 Gemälde. Während in seinen frühen Werken die Tierdarstellungen oftmals monumental wirken, schildert der Künstler hier eine friedvolle Szene mit dem idyllischen Motiv des verträumten Hirtenjungen und einer Burg im Hintergrund. Die bildbestimmende Wassermühle und die verschiedenen Tiere in äußerst differenzierter Gestaltung sind von hoher malerischer Qualität. Das Gemälde gehörte zu der berühmten Sammlung Valerius Röver, die Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel nach über zweijährigen Geheimverhandlungen im Jahr 1750 en bloc für seine Gemäldegalerie erwerben konnte. Es war der fulminanteste Ankauf seiner überaus glücklichen Sammlungsaktivität. Die Sammlung Röver galt als die bedeutendste Privatsammlung der Niederlande im 18. Jahrhundert. Allein acht Werke Rembrandts waren darunter. Begeistert schrieb Wilhelm an seinen Vertrauten Baron Häckel in Frankfurt: »Meine neue A[k]quisition ist, wie Er versichert sein kann, ganz ungemein schön und übertrifft alle die gute Opinion, so davon gehabt.«
Von den 64 Werken der Sammlung Röver befinden sich heute leider nur noch 37 in Kassel. Ein Großteil ging während der napoleonischen Besatzung der Stadt verloren. Einige Gemälde befinden sich heute in Museen (z. B. in der Eremitage, St. Petersburg, der Wallace Collection, London, dem Musée Fabre, Montpellier, der Hamburger Kunsthalle), andere sind verschollen oder in unbekanntem Privatbesitz. Somit ist es ein großer Glücksfall, dass Paulus Potters Die Wassermühle nun wieder zurück ist.
Dr. Justus Lange
Abbildung:
Paulus Potter (1625−1654) Öl auf Leinwand 55,5 cm × 63 cm Signiert und datiert: Paulus Potter 1653
Fotonachweis: © Museumsverein Kassel Gemäldegalerie Alte Meister, Hessen Kassel Heritage