Die Sammlungen Franke, Computerkunst 1955-1990

Kunstverein in Bremen – Kunsthalle Bremen

Obgleich es die Computerkunst seit über 50 Jahren gibt und die digitalen Medien inzwischen in einem hohen Maße sowohl die Kunst als auch sämtliche Facetten des Lebens bestimmen, ist die Geschichte der Begegnung von Computer und Kunst als genuiner Teil der Kunst-, Kultur- und Mediengeschichte noch immer nicht umfassend beschrieben worden.

Die zwei Sammlungen von Herbert W. Franke, welche die Kunsthalle Bremen mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung erwerben konnte, ermöglichen erstmals diese dringend notwendige kunstgeschichtliche Bestandsaufnahme der frühen Computerkunst. Es gibt in Bezug auf Qualität und Quantität keine vergleichbaren Sammlungen in Deutschland.

Die erste Sammlung umfasst die Arbeiten von Herbert W. Franke, der nicht nur als Theoretiker und Fürsprecher der frühen Computerkunst angesehen werden muss – schon 1971 brachte er das Buch Computergraphik – Computerkunst auf den Markt, das erstmals einen Überblick über die noch junge Strömung gab –, sondern auch als Pionier der computergenerierten Ästhetik. Insgesamt circa 360 Exponate zeigen seine künstlerische Entwicklung vom Frühwerk der 1950er Jahre bis in die späten 1980er Jahre hinein.

Die zweite Sammlung besteht aus circa 390 Einzeldrucken von 60 internationalen Künstlern. Dieses Konvolut ist von unschätzbarer historischer wie auch kunsthistorischer Bedeutung, da es die Entwicklung der Computergrafik der 1960er und 1970er Jahre umfassend dokumentiert. Es finden sich darunter bekannte Künstler wie Manfred Mohr, Vera Molnar, Edvard Zajek, Georg Nees und Frieder Nake, die mit wichtigen Arbeiten vertreten sind. Gerade der Name Georg Nees (geb. 1926) ist aufs Engste mit dem Beginn der digitalen Kunst verknüpft, da die Präsentation seiner Computergrafiken 1965 in der Technischen Hochschule Stuttgart als die weltweit erste Ausstellung von Computergrafik überhaupt gilt. Wie Frieder Nake, der ebenfalls mit wichtigen Plotterzeichnungen in der Sammlung vertreten ist, stammt Georg Nees aus dem engen Umkreis der Informationsästhetik von Max Bense in Stuttgart.

Dr. Barbara Nierhoff

Abbildung:

Die Sammlungen Franke, Computerkunst 1955-1990
© Kunstverein in Bremen – Kunsthalle Bremen