Ein Auktionserfolg für Schloss Weilburg
Schloss Weilburg, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen
Stielers lebensgroßes Bildnis der jungen Erzherzogin Henriette Alexandrine von Österreich entstand 1820, am Ende einer Reihe von künstlerisch äußerst produktiven Aufenthalten in Wien. Im selben Jahr wurde er durch König Maximilian I. Joseph von Bayern zum Hofmaler ernannt und ließ sich dauerhaft in München nieder, wo der Schüler François Gérards seinen unter den deutschen Porträtmalern herausragenden Rang über Jahrzehnte hinweg behauptete.
Das Brustbild zeigt die 23-jährige Erzherzogin, die als Schwägerin Kaiser Franz I. eine exponierte Stellung am Wiener Hof einnahm, im Dreiviertelprofil. Ihren aufmerksamen Blick hat sie direkt auf die Betrachtenden gerichtet. Von einem dunkelgrünen Hintergrund heben sich die blasse Haut, das unter der Brust gegürtete Seidenkleid und das leuchtende Orange eines bestickten Schals in harmonischem Kontrast ab. Meisterlich führt Stieler das Spiel von würdevollem Innehalten und lebhafter Bewegung, wie sie von einer starken Drehung des Kopfes und den geröteten Wangen ausgeht, in seiner Komposition zusammen. Der frühe Tod der Prinzessin aus dem Hause Nassau-Weilburg bedingte, dass nur sehr wenige Porträts von ihr angefertigt wurden. Stielers exquisites Gemälde, das als die qualitätvollste Darstellung Henriettes gelten darf, blieb zwei Jahrhunderte lang im Besitz ihrer Nachkommen. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen stellt der Erwerb des bislang unbekannten Bildnisses einen ausgesprochenen Glücksfall dar: Dank der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und weiterer Förderer kann es der Öffentlichkeit künftig auf Schloss Weilburg, dem Stammsitz von Henriettes Familie und einem zentralen Ort ihrer Kindheit, präsentiert werden. Als hervorragende Ergänzung der fürstlichen Familiengalerie kontextualisiert es die Vernetzung des Hauses Nassau-Weilburg mit bedeutenden europäischen Dynastien.
Thomas Aufleger, M.A. .
Abbildung:
Joseph Stieler: Erzherzogin Henriette Alexandrine von Österreich, 1820 © Staatliche Schlösser und Gärten Hessen