Ein Konvolut (1935-1965) von Julius Heinrich Bissier

Museum für Neue Kunst, Städtische Museen Freiburg

Julius Bissier gilt als Künstler, der die Entwicklung der Abstraktion in Deutschland von 1935 bis 1965 maßgeblich mitgeprägte. Sein Kunstschaffen bezeugt den Dialog mit außereuropäischen und antiken Kulturen, mittelalterlicher Mystik und Abstraktion. So wird sein Werk seit den späten 1950er Jahren als bedeutendes Beispiel einer sich auf Ostasien beziehenden abstrakten Malerei begriffen.

In der Sammlung des Museums für Neue Kunst fand sich bislang schwerpunktmäßig vor allem das gegenständliche Frühwerk Bissiers. Das nun aus dem Nachlass erworbene Konvolut, bestehend aus 13 Werken, die zwischen 1935 und 1965 entstanden, ergänzt und erweitert die bestehende Sammlung, ermöglicht darüber hinaus, das Vorhandene neu einzubetten, zu kontextualisieren und aus anderen Perspektiven zu betrachten. Mit dem Ankauf ist es gelungen, hervorragende Werke Bissiers für eine öffentliche museale Sammlung zu erhalten und die Sammlung in Freiburg, wo der Künstler geboren wurde und lange Zeit lebte, zu stärken. Künftig kann nun ein Fokus auf Werke gelegt werden, die schon sehr früh aus der Auseinandersetzung mit nichtwestlichen kulturellen Kontexten hervorgegangen sind und damit einen Beitrag zu aktuellen Debatten über eine globale Kunstgeschichte und eine diverse und interkulturelle Gesellschaft leisten.

Aus dem Konvolut hat die Ernst von Siemens Kunststiftung drei Arbeiten gefördert und weitere sieben Arbeiten mitfinanziert. Die Tusche Auf den Tod von Oskar Schlemmer, 1943, erinnert durch das Format sowohl an eine ostasiatische Hängerolle als auch an die altgriechische Grabmalform der Stele. Zugleich ist sie eine Hommage an den Künstlerfreund Oskar Schlemmer, mit dem er während der Zeit des Nationalsozialismus einen regen Briefaustausch führte. Das tiefgehende Interesse für ostasiatische Kulturen verband die beiden Künstler in besonderer Weise miteinander. Mit der Eiöltempera, die Bissier ab Mitte der 1950er Jahre für sich entdeckte, gelang es ihm, wieder zur Malerei zurückzukehren. Als Trägermaterial dienten unregelmäßig gerissene Leinenstücke. Dafür ist die Arbeit Ronco 59 (April) Cista Myo ein besonders gelungenes Beispiel. Thematisch befasst sie sich mit der Bedeutung des Gefäßes in dem Gegensatz des Umfassenden und des Umfassten. Auch die Eiöltempera 22. März 65 g, die wenige Monate vor seinem Tod entstand, thematisiert die unauflösbare Aufeinanderbezogenheit des Gegensätzlichen.

Isabel Herda

Abbildung:

Abb. 1: Julius Heinrich Bissier, Ronco 59 (April) Cista Myo, 1959, Eiöltempera, 15,6x19,6 cm, Inv.-Nr. 2022/11
Abb. 2: Julius Heinrich Bissier, 22. März 65g, 1965, Eiöltempera, 12,1x23,4 cm, Inv.-Nr. NK 2022/013
Abb. 3: Julius Heinrich Bissier, Auf den Tod von Oskar Schlemmer, 1943, Tusche, 107x26 cm, Inv.-Nr. NK 2022/008
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