Ein restauriertes Meisterwerk im Fokus: Rachel Ruyschs „Blumenstück" (1682)
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Die Alte Pinakothek präsentiert vom 26. November 2024 bis 16. März 2025 die weltweit erste große monografische Ausstellung zu Rachel Ruysch, der bedeutendsten niederländischen Malerin von Blumen-, Früchte- und Waldbodenstillleben. Die Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt dabei nicht allein das Ausstellungsprojekt, sondern zugleich die Restaurierung von Exponaten von Rachel Ruysch, Otto Marseus van Schrieck und Matthias Withoos im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Besonders hervorzuheben ist dabei das um 1682 zu datierende Blumenstillleben in einer Glasvase von Rachel Ruysch. Vollendet im Alter von etwa 18 Jahren zählt es zu ihren frühesten bekannten Werken überhaupt. Trotz seiner Bedeutung innerhalb des Œuvres befand es sich seit vielen Jahrzehnten unrestauriert im Depot. Die letzte umfassende Restaurierung ist für das Jahr 1878 dokumentiert. Im Rahmen der aktuellen restauratorischen Maßnahmen wurden der textile Bildträger konservatorisch behandelt sowie stark vergilbte Firnislagen und farblich veränderte Übermalungen entfernt.
Diesen Maßnahmen gingen umfangreiche Voruntersuchungen am Doerner Institut mit Hilfe bildgebender Verfahren, u.a. unter Einsatz des von der EvSK finanzierten Röntgenfluoreszenz-Scanners zur Pigmentanalyse, voraus, die zu bemerkenswerten Forschungsergebnissen zur Maltechnik und zum Entstehungsprozess führten: Über das Verteilungsbild des Röntgenfluoreszenz-Scans für das Element Quecksilber gelang der Nachweis, dass die Künstlerin für den Hintergrund zunächst eine andere Gestaltung vorsah. Mit Zinnoberrot ist hier eine gemauerte Nische mit bogenförmigem Abschluss angelegt. Außerdem konnte durch mikroskopische Untersuchungen nachgewiesen werden, dass Rachel Ruysch wie Otto Marseus van Schrieck (1619/20–1678) vor ihr nicht allein mit Pigmenten malte, sondern echte Schmetterlingsflügel in die noch klebrige Farbschicht drückte, um mit den haftenbleibenden Schuppen ein möglichst naturalistisches Abbild der Wirklichkeit zu erzielen.
Die gewonnenen Forschungsergebnisse werden im Kontext des restaurierten Gemäldes in der Ausstellung „Rachel Ruysch – Nature into Art“ dem Publikum vermittelt.
Bernd Ebert und Jan Schmidt
Abb. 1 Rachel Ruysch, Blumenstück, 1682, Öl auf Leinwand, 64 cm x 49 cm © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Nicole Wilhelms
Abb. 2 Röntgenfluoreszenz-Scan, Elementverteilungsbild Quecksilber (aus Zinnober) © Doerner Institut, Jens Wagner
Abb. 3 Detailaufnahme mit fragmentarisch erhaltenem Flügelabdruck eines Admiral © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Nicole Wilhelms