Ein Schöner Ankauf: Bronzebüste Herwarth Walden von William Wauer
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Herwarth Walden (1887 - 1941) war ein leidenschaftlicher Verfechter der avantgardistischen Kunst. 1911 gründete er den Sturmverlag und veröffentlichte in der gleichnamigen Zeitschrift „Sturm“ Aufsätze und Essays über Kunst und Theater. Den Namen Herwarth Walden – eigentlich hieß er Georg Lewin –, den er nach 1900 zunächst als Pseudonym führte, hatte seine erste Frau, die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, erfunden.
1912 eröffnete Walden seine berühmte „Sturm“- Galerie, die in Berlin zum internationalen Künstlertreffpunkt und zum Forum der zahlreichen Richtungen in der Avantgarde wurde.
Noch im gleichem Jahr trat William Wauer der Sturm-Bewegung bei und entwickelte sich zu einem äußerst aktiven Mitglied dieses Kreises. Schon bald verband ihn mit Walden außer einer intensiven künstlerischen Zusammenarbeit auch eine enge Freundschaft, die bis zur Auflösung der Gruppe 1924 andauerte. Ein Zeugnis dieser Freundschaft ist die Porträtbüste Waldens, die Wauer 1917 schuf.
Der patinierte Bronzekopf zeigt exemplarisch die typischen Stilmerkmale des Bildhauers. Geschwungene Linien, die abrupt und in veränderter Richtung weitergeführt werden, umreißen charakteristische Gesichtsmerkmale und dienen gleichzeitig einer rhythmischen Flächengliederung. Der Künstler isoliert prägnante Merkmale des Gesichts und gibt ihnen eigenständige Formqualitäten, die sich in ihrer Gesamterscheinung wieder zu einem einheitlichen Formgefüge verbinden. Durch diese Methode der Abstraktion erreicht Wauer in seinen Bildnisbüsten eine Prägnanz der Darstellung, ohne naturalistisch nachzubilden. „Die künstlerischen Mittel, die ich aufwende, sind die primitivsten, knappsten und direktesten, was ich für notwendig halte, so ist meine Form entstanden, die sich allerdings wohl mehr auf den inneren als auf den äußeren Menschen bezieht“ (Wauer an Ludwig Justi, 5.6.1928, zit. in Ausstellungskatalog Berlin 1988).
Fasziniert von der dynamischen Kraftlinie der Futuristen machte William Wauer die „Kante“ zum zentralen Motiv seiner Plastik. So schrieb er 1918: „Das Auge kennt nur Flächen und Flächengrenzen: Linien. Flächen leben im Licht - Linien schwingen im Rhythmus“.
Ursula Peters / Dagmar Vituschek
Abbildung: