Ein weiterer Schritt hin zur Vervollständigung: Neuerwerbung von drei Tafeln des sog. Cyriakusaltars
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Die am 3. Mai 2023 im Dorotheum erworbenen drei Tafeln zeigen Szenen aus einem 16 Bildfelder umfassenden Legendenzyklus des Hl. Cyriakus. Diese Tafelgemälde, die heute als Einzeltafeln gerahmt sind, gehörten zum linken Innenflügel und zur Mitteltafel des Cyriakus-Altarretabels aus St. Kunibert in Köln, das um 1540 vom sog. Meister des Cyriakus-Altars (Werkstatt Bartholomäus Bruyn d. Ä.) geschaffen wurde.
Ihren Objektzusammenhang verloren sie 1802-04 im Zuge der Umwandlung der Stiftskirche St. Kunibert in eine Pfarrkirche. Damals übernahm der Kölner Baron von Hüpsch den linken Retabelflügel in seine Sammlung, die nach seinem Tod 1805 entsprechend testamentarischer Verfügungen nach Darmstadt kam. 1817/1820 wurde der Flügel aufgespalten und zersägt, um die Darstellung der Außenseite (eine) und die Bildfelder der Innenseite (vier) in der Großherzoglichen Gemäldegalerie hängen zu können. In der Folge wurden von diesen fünf Tafeln die beiden oberen Bildfelder der Innenseite verkauft. Über hundert Jahre später konnte das Darmstädter Landesmuseum 1990 eine dieser beiden Tafeln (Innenflügel rechts oben) und ein weiteres Bildfeld des Altars über den Kunsthandel erwerben, das ursprünglich zur Mitteltafel (unteres Register, erste Szene von links).
Mit dem Ankauf im Dorotheum 2023 konnte nun die zweite der im neunzehnten Jahrhundert abgegebenen Tafeln des Hessischen Landesmuseums Darmstadt zurückerworben werden (Innenflügel links oben). Allein diese Rückerwerbung ist für unsere Mittelaltersammlung von großer Bedeutung, da hierdurch der von Baron von Hüpsch aus St. Kunibert erworbene linke Flügel wieder vollständig in der Sammlung vorhanden ist.
Im Dorotheum konnte aber nicht nur diese Tafel, sondern zusätzlich zwei weitere Tafeln des Cyriakus-Altars erworben werden. Es handelt sich um zwei Bildfelder der Mitteltafel des Retabels (unteres Register, zweite und dritte Szene von links). Durch den Ankauf befindet sich jetzt 14 der 18 Teiles des Altarensembles in der sicheren Obhut von Museumssammlungen; neben den nun acht Tafeln in Darmstadt befinden sich seit 1827 sechs Tafeln in der Alten Pinakothek in München. Die spannende Objektgeschichte des einstigen Cyriakus-Altars kann im HLMD neu erzählt werden. Dies trägt möglicherweise dazu bei, dass die vier noch in unbekanntem Privatbesitz aufbewahrten Tafeln ans Licht kommen.
Dr. Thomas Foerster
Abbildung:
Tafel 1: Meister des Cyriakus-Altars, Papst Marcellus weiht den Heiligen Cyriakus zum Diakon, Öl auf Eichenholz, 39,5 x 35,5 x 0,5 cm, Tafel von der linken Flügelinnenseite des Cyriakus-Altars, Köln um 1540, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Linda Breidert, HLMD
Tafel 2: Meister des Cyriakus-Altars, Der Heilige Cyriakus wird ins Gefängnis geführt, Öl auf Eichenholz, 39,8 x 38,4 x 1,8 cm, Zweite untere Tafel von der Mitteltafel des Cyriakus-Altars, Köln um 1540, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Linda Breidert, HLMD
Tafel 3: Meister des Cyriakus-Altars, Der Heilige Cyriakus verweigert den Götzendienst, Öl auf Eichenholz, 39,8 x 39,6 x 1,8 cm, Dritte untere Tafel von der Mitteltafel des Cyriakus-Altars, Köln um 1540, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Linda Breidert, HLMD
Fotonachweis: © Dorotheum Wien, Auktionskatalog