Eine einzigartige Sammlung von Jugendstil-Keramik geht an das Keramikmuseum Westerwald

Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen

Dr. Beate Dry-von Zezschwitz war die erste Wissenschaftlerin, die sich mit dieser Blütezeit des Westerwaldes auseinandersetzte. Ihre Dissertation an der LMU gilt immer noch als Standardwerk. Im Rahmen ihrer Studien trug sie seit den 1970er Jahren eine einzigartige Sammlung an Objekten und unschätzbaren Dokumenten zusammen. Viele Stücke erkannte und erwarb sie dabei auf Flohmärkten oder bei Trödlern.

Das Konvolut umfasst außergewöhnliche Objekte dieser Epoche aus sämtlichen Werkstätten des Kannenbäckerlandes und deren Designer, darunter etliche Unikate neben seriellem Gebrauchsgeschirr. Allein die Vollständigkeit dieser Sammlung, die rund 1300 Objekte umfasst, sucht ihresgleichen. Das Ehepaar entschied sich nun, die Sammlung mit dem dazugehörigen Archiv dem Keramikmuseum Westerwald zu veräußern. Aufgrund der starken, regionalen Verankerung ist kein besserer Ort für diese Objekte denkbar.

Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat aus dieser Sammlung 20 herausragende Objekte erworben. Hierbei handelt es sich um eine Schale und eine Vase von Henry van de Velde, sowie fünf Entwürfe von Peter Behrens, einschließlich des einzig bekannten Tintenfasses von 1902. Des Weiteren zwei Objekte von Richard Riemerschmid, vier Gefäße von Mathilde Satz-Glückburg, eine Kanne von Fritz Breuhaus-de Groot, eine seltene Figurengruppe von Hans Wewerka und eine Kanne von Fritz Hellmuth Ehmke. Ergänzt wird der Erwerb von zwei Arbeiten aus der Königlichen Fachschule Höhr, sowie einem bisher unbekannten Schirmständer der Steinzeugfabrik Walter Müller

Dank diesen Erwerbs wird sich das Keramikmuseum zu einer zentralen Forschungsstelle des Jugendstils im Westerwald entwickeln. Als Sinnbild der Weisheit und Erkenntnis steht hier daher stellvertretend für die gesamte Sammlung die Eulengruppe von Hans Wewerka, die 1912 in der Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes in Köln gezeigt wurde. Als Vorbild diente vermutlich eine Lithografie von Theodor van Hoytema.

Nele van Wieringen / Annette Zeischka-Kenzler

 

Abbildung:
1 Hans Wewerka (1888-1915), Eulengruppe um 1910, Steinzeugfabrik Reinhold Hanke, Höhr. Salzglasiertes Steinzeug, kölnisch braun, Maße: 19 x 15 x 13 cm.
Eigentum der Ernst von Siemens Kunststiftung aus der Sammlung Beate Dry-von Zezschwitz © Keramikmuseum Westerwald.