Eine Nacht aus Marmor
Christian Daniel Rauch-Museum, Bad Arolsen
Das Christian Daniel Rauch-Museum in Bad Arolsen konnte die bisher unbekannte Marmorskulptur „Die Nacht“ von Emil Wolff aus Privatbesitz erwerben. Diese um 1830/36 in Rom gefertigte allegorische Figur zeigt den künstlerischen Einfluss, den die italienische Kunsthauptstadt auf Wolff und seine klassizistische Bildhauerei hatte.
Als junger Bildhauer studierte Emil Wolf ab 1813 bei Johann Gottfried Schadow an der Berliner Akademie und arbeitete später in dessen Werkstatt. 1822 gelang es ihm als königlicher Stipendiat in Rom das Atelier in der Via Quattro Fontane von Christian Daniel Rauch, einem der erfolgreichsten Bildhauer des deutschen Klassizismus, zu übernehmen. Daraufhin lebte und arbeitete Wolff viele Jahre im Herzen Roms, im Zentrum der Künstlerwelt, wo er in der Nachbarschaft des berühmten Bertel Thorvalsen wohnte.
Emil Wolff, der häufig der „Deutsch-Römer“ genannt wird, war stark von seinem Umfeld in der italienischen Hauptstadt geprägt. Dies lässt sich bei der allegorischen Skulptur der Nacht leicht nachvollziehen: Hier nimmt Wolff die Einflüsse der antiken Skulptur auf und formt sie zugleich in einem neuen, dem Geist der Romantik verpflichteten Ausdruck des Gefühls um. „Antikische“ Gesichtszüge mit klarem Profil und mandelförmige Augen wie sie in dieser Figur zu finden sind, sind typische Merkmale und gleichzeitig die Meisterschaft im Werk von Emil Wolff. Gleichzeitig verleiht ihr nach links geneigter Kopf, den sie unter ihrem Gewand halb versteckt, und ihre in sich geschlossene Haltung dem Werk einen besonders innigen und romantischen Ausdruck.
Abbildung: Emil Wolff – Die Nacht, 1830/36, Marmor, 86 x 74 x 57 cm