Eine offene Restaurierungswerkstatt für die Goldene Tafel aus St. Michaelis in Lüneburg, um 1400

Landesmuseum Hannover

Die sogenannte Goldene Tafel, das ehemalige Hochaltarretabel der Benediktinerabteikirche St. Michaelis in Lüneburg, zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der Zeit um 1400 in Norddeutschland. Die aufwendig gearbeiteten Flügel dieses mehrfach wandelbaren Altars gehören heute zu den Spitzenwerken des Landesmuseums Hannover, das eine ebenso umfangreiche wie bedeutende Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke bewahrt.

Seit 2015 werden die vier großen Flügel des einst mehrfach wandelbaren Retabels in einer öffentlich einsehbaren Werkstatt in der Schausammlung des Museums umfassend restauriert; sechs Restauratorinnen arbeiten an dem Objekt, das 2018, zum 600-jährigen Jubiläum der Michaeliskirche Lüneburg, zum Abschluss gebracht und den Museumsbesuchern im neuen Antlitz übergeben wird. Ziel der Restaurierungsmaßnahme ist die Behebung konservatorisch problematischer Faktoren, die Entfernung späterer Überzüge und Schmutzschichten sowie die Abnahme der vielfach nachgedunkelten Altretuschen. Diese Arbeitsphase ist nun bereits weitgehend abgeschlossen: An den Malereien wurden jeweils bis zu drei Überzüge entfernt, wobei überall ein aus der Zeit der liturgischen Nutzung des Altars stammender Firnis erhalten werden konnte. An den Skulpturen waren in erster Linie die schweren Verschmutzungen zu entfernen, die Rahmung wurde unter Einsatz von moderner Lasertechnik gereinigt. Im Ergebnis präsentieren sich Malerei, Skulptur und Kleinarchitektur nun mit ihrer originalen, erstaunlich gut erhaltenen Fassung und in einer zuvor allenfalls erahnbaren Qualität. Die klare Farbigkeit und die vielschichtigen Oberflächeneffekte lassen sich bis hin zu den kleinsten Details nun wieder deutlich ablesen. Nach der Aufbringung eines Zwischenfirnisses werden die offengelegten Fehlstellen in den kommenden Monaten sukzessive integriert und behutsam geschlossen. Verfolgt wird dabei das Konzept, das die Gleichwertigkeit der verschiedenen Elemente im Auge behält und den Alterswert des Objektes respektiert.

Antje-Fee Köllermann und Eliza Reichel