Eine Reitgarnitur Maximilians I. von Bayern aus dem 17. Jh.
Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt
In den bayerischen Sammlungen haben sich eine ganze Reihe von Reitzeugen erhalten, die aus dem Besitz Maximilians I. von Bayern stammen. Eine Reitgarnitur sticht besonders heraus, da sie sehr auffällig und prunkvoll mit orientalisierenden Motiven verziert ist. Sie war Gegenstand eines umfangreichen Forschungs-, Restaurierungs- und Publikationsprojektes, das am 11. Juli 2022 mit der Präsentation der herausragenden Stücke im Bayerischen Armeemuseum seinen Abschluss findet. Im Forschungsprojekt konnten der Zusammenhang und die Herkunft der verschiedenen Stücke geklärt werden, die durch die verschlungene Geschichte der alten bayerischen Sammlungen zum Teil gänzlich aus dem Bewusstsein verschwunden waren. Auf dieser Grundlage konnte der Antrag auf Finanzierung eines umfangreichen Restaurierungsprojektes gestellt werden. Die Restaurierung umfasste alle Stücke des Ensembles, allerdings wurden Teile, die nicht für die Präsentation geeignet und vorgesehen waren, lediglich untersucht, gereinigt und gesichert. Die Restaurierung war sehr eng mit der Erforschung und Publikation verzahnt, und es konnten viele Fragen zur materiellen Gestalt geklärt werden. In die Publikation flossen nicht nur diese Ergebnisse ein, sondern hier wird vor allem auch ein umfangreiches, unmittelbar vergleichbares Ensemble der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausführlich vorgestellt. Die Kenntnis des sächsischen Reitzeugs lieferte in vielfacher Hinsicht den Schlüssel zur Analyse und Deutung des bayerischen Ensembles. Bemerkenswerter Weise stelle sich heraus, dass die bayerischen Stücke in einem ursprünglicheren Erhaltungszustand sind, während die sächsischen Stücke stärker überarbeitet worden waren. Allesamt stammen aus der Werkstatt des Goldschmiedes Johann Michael in Prag, der vielleicht als eine Art Generalunternehmer aufgetreten ist, und der auch sonst einzelne sehr exklusive Stücke an verschiedene europäische Höfe geliefert hat. Das Ensemble ist um das Jahr 1620 entstanden. Die Präsentation führt die Stücke aus verschiedenen bayerischen Sammlungen zusammen, und sie ist auf Dauer angelegt.
Ansgar Reiß
Abbildung
1 Kopfgestell und Brustgurt
2 Sattel
3 Brustgurt
4 Detail Satteldecke
© Bayerische Schlösserverwaltung (München), Bayerisches Armeemuseum (Ingolstadt), Fotos: Andrea Gruber