Ernst Ferdinand Oehme, Gewittersturm in der Gegend des Dorfes Kaditz, 1838

Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Ernst Ferdinand Oehme war einer der wichtigsten Landschaftsmaler der Romantik in Dresden und hat zeitlebens hier gewirkt. Die Dresdener Gemäldegalerie im Albertinum verfügt mit ihren nunmehr elf Bildern Oehmes über den weitaus bedeutendsten Bestand an Werken des Künstlers; nirgendwo sonst ist dessen malerisches Œuvre von Qualität und Umfang her in vergleichbarer Weise zu erschließen. Herkunft und Rang des Malers und ebenso das Motiv der Neuerwerbung - eine Elblandschaft nahe Dresden - ließen keinen anderen Ort für die museale Bewahrung dieses herausragenden Werkes geeigneter erscheinen. Mit dem ungewöhnlich großformatigen Gemälde kann zugleich eine Werkphase im Schaffen des Malers hervorragend dokumentiert werden, die anhand der Dresdener Sammlung bislang nicht zu veranschaulichen war. Nachdem Oehme in seinen frühen Werken der Kunst Caspar David Friedrichs nahe gestanden hatte, löste er sich dann von dem großen Vorbild und wurde gemeinsam mit dem befreundeten Ludwig Richter ein Wegbereiter spätromantischer Auffassungen in der Landschaftsmalerei. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Auseinandersetzung mit der Düsseldorfer Malerschule, die zu jener Zeit als führend angesehen wurde und die den Dresdener Künstlern bei einer speziell veranstalteten Ausstellung in der Elbestadt 1836/37 als vorbildhaft und nachahmenswert vor Augen geführt wurde. Oehmes Landschaftsgemälde, bei dem eine idyllische Gegend aus der Umgebung Dresdens durch dramatische Inszenierung in ihrer Wirkung gesteigert wird, weist auf mögliche Folgen einer solchen Auseinandersetzung hin. Dem Künstler ist es gelungen, die eingehende Beobachtung von Naturphänomenen - leider sind seine Studien größtenteils verloren gegangen - in die große malerische Komposition zu übertragen. So werden die dramatischen Lichterscheinungen angesichts bedrohlich sich aufbauschender Wolken, die sturmgepeitschten Wogen auf dem Fluss und der streifig, vor rötlichem Himmel sich abzeichnende Regenschleier rechts zum eigenen optischen Erlebnis im Bild.

Gerd Spitzer

Abbildung:

Ernst Ferdinand Oehme, Gewittersturm in der Gegend des Dorfes Kaditz, 1838
©Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden