Erwerb von Teilen eines Meißner Tee-, Kaffee- und Schokoladenservice, 1740/1742

Schlossmuseum Wolfenbüttel

Seit dem frühen 18. Jahrhundert ist der Genuss von Kaffee, Tee und Trinkschokolade auch am Wolfenbütteler Fürstenhof nachweisbar. Dienten zunächst Kannen aus Silber zum Ausschenken der drei Heißgetränke, so kamen frühzeitig auch Kannen aus Porzellan zum Einsatz. Vor der Gründung der „Fürstlich Braunschweigischen Porzellan-Manufaktur“ Fürstenberg, die im Jahr 1747 im Wolfenbütteler Schloss erfolgte, trank man am Wolfenbütteler Fürstenhof Kaffee, Tee und Schokolade aus Trinkgefäßen, die aus Meißner Porzellan gefertigt waren.

Aus dem Schweizer Kunsthandel erwarb die Ernst von Siemens Kunststiftung 2010 elf Teile eines Kaffee-, Tee- und Schokoladenservice der 1710 gegründeten „Königlich-Polnischen, Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur“ Meißen. Das Service besteht aus sechs Koppchen samt Unterschalen, einer zylindrischen Schokoladenkanne (Chocolatière) mit hölzernem Griff, einer Heißwasserkanne, einer Zuckerdose samt Deckel, einer Teedose und einer Spülkumme. Alle Teile des Service tragen auf purpurfarbigem Grund gold und schwarz umrandete Vierpassreserven. Darin und in den passigen Kartuschen mit Rahmen in Gold mit schwarzbrauner Zeichnung im Fond der Kumme und der Unterschalen sind polychrome Watteau-Szenen mit großen Figuren in Parklandschaften zu finden. Der Dekor ist angereichert mit Holzschnittblumen und Insekten in der Art von Johann Gottfried Klinger (1711–1781, in Meißen tätig 1726–1746), mit Gold- und Goldspitzenrändern sowie Goldkanten. Die reliefierten Zierate sind ebenfalls vergoldet.

„Watteau-Szenen“ lassen sich seit 1738 auf Meißner Porzellan nachweisen. Seit 1741, als die Manufaktur 230 Kupferstiche nach Jean Antoine Watteau (1684–1721) und Nicolas Lancret (1690–1745) erhielt, wurden diese Darstellungen zu einem der beliebtesten Dekore der Manufaktur. Die sogenannten Holzschnittblumen, die nach Holzschnitten in naturkundlichen Publikationen des 17. Jahrhunderts benannt sind, fanden in Meißen ab 1735 für knapp 10 Jahre Verwendung.

Dr. Hans-Henning Grote

 

Abbildung:

Porzellan mit Purpurgrund und Watteau-Malerei, Schwertermarke, Goldziffer "57" © Schlossmuseum Wolfenbüttel