Erwerbung eines prachtvollen Zylinderbureaus aus der Königlichen Spanischen Hofwerkstatt unter José Canops, Madrid
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Das prachtvolle Schreibmöbel stammt aus der Madrider Hofwerkstatt von José Canops, dessen Schaffen zu den wenig bekannten Glanzleistungen des 18. Jahrhunderts gehört. Für die Aufstellung frei im Raum konzipiert, ist das Zylinderbureau allansichtig plastisch modelliert. Ganz in Mahagoniholz gebaut und mit seltensten Furnieren belegt, entfaltet es einen höchst exotischen Dekor. Dabei werden musikalische Instrumente spanischer Herkunft und Blumen aus der Neuen Welt ebenso in Szene gesetzt wie die geheimnisvolle Anspielung auf den Elefanten: die imposanten Tiere waren vor allem aus Indien bekannt und Symbol globaler Machtfülle. Die Möbelkunst von Canops entstand am Hof Königs Carlos III, einem der bedeutenden Regenten des aufgeklärten europäischen Absolutismus. Als er 1759 die spanische Königswürde antrat, begleitete ihn die Erfahrung aus seiner mehr als 25-jährigen Herrschaft über das Königreich Sizilien und Neapel. Oberstes Ziel der Repräsentation war die Fertigstellung des königlichen Palastes in Madrid. Damit sollte nicht nur die bei einem Brand zerstörte Residenz der spanischen Könige neu begründet werden, sondern mit diesem Hauptwerk des Europäischen Rokoko‘s auch der internationale Herrschaftsanspruch eines Weltreiches neuen Ausdruck erhalten. Unter der Leitung von Francesco Sabatini wurden Hofwerkstätten eingerichtet für Marmor- und Stuckarbeiten, Boiserien und Prunkmöbel mit vergoldeten Bronzen sowie gestickte Seidentapisserien. Mattia Gasparini entwarf die einem üppigen Rokokostil italienischer Prägung sowie der Chinoiserie verpflichtete Dekoration des königlichen Appartements, darunter das heute als Salon Gasparini berühmte offizielle Ankleidezimmer. In der königlichen Hoftischlerei versammelte der wohl 1734 im flämischen Herzogtum Limburg geborene, deutschstämmige Joseph Cnops einen Kreis von deutschen Mitarbeitern, die wie er selbst ihr Metier in Paris virtuos erlernt hatten. Die Erwerbung verdankt sich der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Rudolf-August Oetker-Stiftung, der Julius-Lessing-Gesellschaft sowie Mitteln der Staatlichen Museen zu Berlin. Mit ihrer Hilfe ist die international europäisch ausgerichtete Sammlung des Kunstgewerbemuseums um ein spektakuläres Hauptwerk bereichert.
Dr. Achim Stiegel, Kurator der Möbelsammlung
Abbildung:
Zylinderbureau aus der Madrider Hofwerkstatt von José Canops
© Staatliche Museen zu Berlin