Figuren der Heiligen Katharina und Amalberga, 1400
Museum der Brandenburg-Preußischen Geschichte, Potsdam
Hinrich Brunsberg gehört zu den bedeutendsten Baumeistern der Backsteinarchitektur um 1400. Das einzige inschriftlich für ihn belegte Werk bildet die Katharinenkirche in Brandenburg, deren aufwändige Gestaltung die Zuordnung einer Reihe ähnlicher Bauten in Pommern und der Mark erlaubt. Charakteristisch sind die von einer Vielzahl von Figurennischen gegliederten Wandvorlagen ‒ ein in Brandenburg völlig untypisches Motiv, dass offensichtlich der Hausteinarchitektur entstammt. Brunsberg scheint sich längere Zeit in Böhmen aufgehalten zu haben. Motive wie Parallelrippengewölbe und einknickende Wandquerschnitte sind typisch für die Architektur der Parler und finden beim Brunsberg eine eigenwillige Umsetzung in die Technik des Backsteinbaus. Von der ursprünglichen Fassadengestaltung der Katharinenkirche sind nur die beiden Figuren der Kirchenpatroninnen im Original erhalten geblieben, die Heiligen Katharina und Amalberga. Die in zwei Teilen massiv aus Terracotta gebrannten Figuren befinden sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts im Depot des Freyhauses in Brandenburg. Sie waren durch Witterungseinflüsse schwer beschädigt. Anlässlich der Ausstellung "Karl IV. ‒ Ein Kaiser in Brandenburg", die bis zum 22. Januar 2017 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam stattfindet, konnten sie mit Hilfe von "Kunst auf Lager" restauriert werden. Sie bilden die letzten Zeugnisse eines ursprünglich weit über die Mark verbreiteten Dekors, Beispiele eines ungewöhnlichen Kulturtransfers, der seinen Ursprung in der böhmischen Regierung in Brandenburg ab den 1370er Jahren findet.
Dr. Jan Friedrich Richter