FRAGILE SCHÖNHEIT Hinterglasbilder Campendonks aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Stadtmuseum Penzberg
Hinterglasmalerei hat eine lange Tradition vom fürstlichen Kunstkammerobjekt bis zum bäuerlichen Andachtsbild. Zahlreiche Künstler der Klassischen Moderne haben die Hinterglaskunst für sich entdeckt und in eigenen Experimenten weiterentwickelt. Heinrich Campendonk lernte 1911 die Technik im Kreis der Künstler des „Blauen Reiter“ kennen und führte diese zu einer subtilen und maltechnisch reichen Ausdrucksform bis in sein Spätwerk, wobei an die 100 Arbeiten entstanden sein dürften.
Das Stadtmuseum Penzberg widmet sich intensiv dem Werk Campendonks, insbesondere seiner Hinterglasmalerei. Aus der musealen Aufgabe des Sammelns und Bewahrens entwickelte sich die Idee eines Forschungs- und Konservierungsprojekts, bedingt durch die grundsätzliche Problematik der Hinterglasmalerei mit einer schwachen Haftung der Malschicht auf dem Glasbildträger.
Die Untersuchung von Hinterglasbildern bietet den Vorzug, sowohl von der Schau-, wie auch von der Malseite den Farbauftrag und seinen Duktus bei unterschiedlicher Lichtführung im Auf-, Durch- und Streiflicht erfassen zu können. Unterstützt werden die maltechnischen Erkenntnisse durch das Doerner-Institut in München, das die Analysen zu Farb- und Bindemitteln durchführt. Diese dienen als Wissensbasis für die Umsetzung von Konservierungs-/Restaurierungsarbeiten ausgewählter Hinterglasbilder wie auch zum Verständnis der neuen Farbchemie Anfang des 20. Jahrhunderts.
Das umfassende Projekt versteht sich somit als Grundlagenforschung der Hinterglasmalerei Campendonks und als Erkenntnisgewinn für zukünftige Restaurierungsarbeiten weiterer Werke. Geplant ist ein Hinterglas-Werkverzeichnis Heinrich Campendonks.
Gisela Geiger