Franz Martin Kuen, Supraporten im Kloster Roggenburg, 18. Jahrhundert
Prämonstratenser-Kloster Roggenburg
Das Prämonstratenserkloster Roggenburg verfügt über eine in Bayern einzigartige reichhaltige Supraporten-Ausmalung: sämtliche Türen des barocken Klostergebäudes wurden im 18. Jahrhundert durch den schwäbischen Barockmaler Franz-Martin Kuen mit farbigen Türumrahmungen geschmückt. Als Vorlage diente dem Maler das Buch des Roggenburger Reichsprälaten Georg Lienhardt, „Ephemerides Hagiologicae Ordinis Praemonstratensis“ (1764), der sämtliche Selige und Heilige des Prämonstratenser-Ordens in diesem Werk beschrieben hat. In den Medaillons der Roggenburger Supraporten wurden Selige und Heilige des Prämonstratenser-Ordens und Patronatsheilige von Kirchen des Reichsstiftes Roggenburg dargestellt.
Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Ostflügels des barocken Klostergebäudes sind die Supraporten in ihrem Originalzustand noch relativ gut erhalten. Im ersten Obergeschoss des Südflügels waren nur mehr die freigekratzten Medaillons mit Abbildungen von Heiligen und Seligen des Ordens zu sehen. Alle anderen Umrahmungen waren überpinselt bzw. durch unter Putz verlegte Stromkabel zerstört. Auf Vorschlag des Landesamtes für Denkmalpflege sollten im ersten Stockwerk des Ost- und Südflügels exemplarisch die Supraporten restauriert und wiederhergestellt werden.
Ziel der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten war es, den vorgefundenen Zustand mit geeigneten Mitteln vorsichtig und ohne weiteren Substanzverlust freizulegen. Es sollte ein gepflegter und homogener Gesamteindruck entstehen. Dies geschah durch Maßnahmen wie Putz- und Malschichtfestigung, Abnahme von Überfassungen, Kitten und Ergänzen von Putzfehlstellen sowie auch malerische Ergänzungen im Bereich der Architekturmalerei.
Für die Supraporten im ersten Obergeschoss Südflügel gab es zunächst keine Finanzierung zur Restaurierung. Dank der Förderbereitschaft der Ernst von Siemens Kunststiftung konnten nun sechs Supraporten wieder freigelegt und restauriert werden. Das Ergebnis darf als eine wahre Bereicherung der klösterlichen Barockarchitektur bezeichnet werden!
P. Rainer Rommens
Abbildung:
Franz Martin Kuen (1719-1771), Supraporten im Kloster Roggenburg, 18. Jahrhundert. Marmor, Fresken.
© Prämonstratenser-Kloster Roggenburg