Frühgotische Malerei unter dickem Wachsüberzug
Dommuseum Fritzlar
Als eines der bedeutendsten hessischen Retabeln und zugleich eines der wenigen aus Stein im deutschsprachigen Raum, ist die Restaurierung des Fritzlarer Retabels ein besonders wichtiges Projekt. Seine kunsthistorische Bedeutung erklärt sich auch aus der heutigen Rarität solcher Altarretabel, von denen uns nur wenige aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts überliefert sind. Umso bedauerlicher ist sein derzeitiges Erscheinungsbild, das ganz erheblich durch dicke Überzüge wachshaltiger Festigungsmittel beeinträchtigt wird. Dabei handelt es sich um Reste einer Restaurierungskampagne der 1950er Jahre, die die Lesbarkeit der Malerei entscheidend beeinträchtigen. Die ursprüngliche prächtige Farbigkeit wird stark durch die Wachsreste verunklärt und die Wirkung des Retabels dadurch verändert.
Fritzlar gehörte zum Erzbistum Mainz. Die erkennbaren Einflüsse aus den oberrheinischen Kunstlandschaften und aus Köln sind nicht verwunderlich. Stilistisch unmittelbar verwandt ist das bemalte Steinretabel aus dem Mainzer Dom (heute Dommuseum Mainz). Als singulär für die Zeit ist bisher die schlafende liebreizende Maria in der Geburtsszene zu betrachten. Möglicherweise können hier die Restaurierung begleitenden Recherchen noch für weitere Aufschlüsse über das um 1320 entstandene Fritzlarer Retabel sorgen.
Abbildungen:
1) Retabel kurz vor Beendigung der Restaurierungsarbeiten
2) Detail: Maria (Geburt Christi)
3)-6) Retabel vor den Restaurierungsarbeiten
7)-9) Artikel über die Restaurierung des Retabels in der Zeitschrift Denkmalpflege Hessen