Gartenlaube (C.D. Friedrich)
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Dieses lange Zeit verschollene Bild – ein Kleinod der Frühromantik – steht im engsten Zusammenhang mit zwei weltbekannten Werken Friedrichs aus demselben Jahr. „Kreidefelsen auf Rügen“ (Sammlung Oskar Reinhart, Winterthur) und „Auf dem Segler“ (Eremitage, St. Petersburg). All diesen Gemälden liegt ein privater Anlass zugrunde und ihn ihnen gewinnt Friedrichs „Verhältnis zu Freunden und Verwandten nun auch in seiner Kunst Ausdruck“ (zit. Börsch-Supan).
Die Entstehung des Bildes ist gut dokumentiert: im Sommer 1818 unternahmen Friedrich und seine Frau eine Reise nach Rügen mit Aufenthalten bei der Familie in Greifswald. Eine flüchtige Bleistiftzeichnung aus dem sogenannten Osloer Skizzenbuch (heute: Kupferstichkabinett Dresden) zeigt dieselbe Laube mit dem Ausblick über Reben auf die Greifswalder Nicolaikirche. Ebenfalls wie auf dem Ölgemälde sieht man zwei Gestalten in etwa gleicher Position, am unteren Blattrand in deutlicher Handschrift die Worte von Friedrich „den 20ten August 1818/in Bruder Adolfs Garten.“ Ein Brief von Friedrichs Frau Caroline vom 20.12.1818 an ihre Schwägerin in Greifswald erschließt den Zusammenhang: „ich erinnere mich immer noch mit Vergnügen des 17. Augustes, als Magister Finelius kam und wir bis um 10 Uhr traulich in dem Garten beysammen saßen.“ Dem genannten Magister Finelius, einem Jugendfreund C.D. Friedrichs, gehörte das offensichtlich freundschaftlich zugedachte Bild als erstem. Die genannten Quellen belegen den engen biographischen Bezug. Ein Vergleich mit den „Kreidefelsen auf Rügen“ bzw. „Auf dem Segler“, auf denen Caspar David Friedrich im selben Jahr sich selbst und seine Frau Caroline darstellte, unterstreicht, dass auch hier der Künstler mit seiner Frau zu sehen ist. Die vielleicht bekannteste, 1822 entstandene Porträt-Darstellung Friedrichs von seiner Frau Caroline (heute: Nationalgalerie Berlin) zeigt sie – charakteristischerweise auch hier nicht im traditionellen Sinne bildnisgetreu – als Rückenfigur.
Die „Gartenlaube“ ist aufgrund der privaten Entstehungsgeschichte ein klassisches Beispiel eines „Freundschaftsbildes“. Es zeigt exemplarisch den neuen, bislang in der Neuen Pinakothek nicht vertretenen Bildtypus, mit dem C.D. Friedrich den Menschen – auch formal – eine zentrale Rolle übernehmen lässt: meditierend und zumeist als Rückenfigur.
Christoph Heilmann
Abbildung: © Neue Pinakothek München / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Caspar David Friedrich (1774-1840)
Gartenlaube, 1818
Öl / Leinwand, 30 x 22cm
Neue Pinakothek München / Bayerische Staatsgemäldesammlungen