Georg Friedrich Kersting, Parklandschaft mit Quelle 1808
Museum Güstrow
Georg Friedrich Kersting gehört neben Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge zu den großen Vertretern der norddeutschen romantischen Malerei. Er studierte wie diese an der Kunstakademie in Kopenhagen. Hier entstand 1808 „Parklandschaft mit Quelle“, dargestellt im milden Licht der untergehenden Sonne.
Kersting hat in die scheinbar natürliche Umgebung seine Figuren hineinversetzt: ein bürgerliches Paar auf einer weißen Holzbank und einen Gärtner, der nach getaner Arbeit den breiten, von den letzten Sonnenstrahlen erhellten Sandweg entlang schlendert. Ruhe und Beschaulichkeit gehen von dieser stimmungsvoll gehaltenen Schilderung aus. Allein das Bellen des Hündchens, von dem allerdings keine der Personen Notiz zu nehmen scheint, unterbricht die ansonsten friedliche Stille des ausklingenden Tags. Die Menschen nehmen einen möglichen Betrachter überhaupt nicht wahr; sie genügen sich selbst. Die üppige Vegetation mit den hohen Baumgruppen sowie die steil aufragende Böschung begrenzen das Bild und vermitteln zugleich ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz.
Die Landschaft ist nicht nur bloßer Hintergrund, vor dem die dargestellten Personen agieren. Für das Paar auf der Bank – es verkörpert den Typus des an allem Schönen interessierten, empfindsamen bürgerlichen Menschen – ist der Park Lebensraum geworden. Ganz im Sinne der romantischen Landschaftsauffassung lässt der Künstler sie ein neues, unmittelbares Verhältnis zur Natur suchen. Aus der Sicht des Gärtners hingegen bedeutet dieser von Menschen angelegte Park vor allem Arbeit und damit Broterwerb. Durch das nuancierte Zusammenspiel von Licht und Schatten unterstreicht Kersting den sozialen Unterschied. Der Gärtner verbleibt in der Schattenzone, die durch die Baumgruppe am linken Bildrand entsteht. Das Paar hingegen befindet sich auf der sonnigen rechten Seite des Bilds genauso wie das Hündchen, das sich vorwitzig bis an die Grenze zum Schatten gewagt hat, ohne diese magische Linie jedoch zu überschreiten.
Das Gemälde ist ein Schlüsselwerk im Schaffen Georg Friedrich Kerstings. Es sind hier bereits grundlegende Gestaltungsprinzipien erkennbar, die der Künstler drei Jahre später in seinen berühmten Interieurbildern perfektionierte.
Iris Brüdgam
Abbildung: