George Grosz, Zeichnungen für Piscators Schwejk-Inszenierung, 1927
Akademie der Künste, Berlin
Mit seinen gesellschaftskritischen Werken prägte der Künstler George Grosz (1893-1959) ganz wesentlich unser Bild der Weimarer Republik. Weniger bekannt sind seine Beiträge für das politische Theater der Zeit. Theaterinszenierungen können in der Regel nur dokumentiert werden, Zeugnisse der Bühnenausstattung sind nur selten überliefert. Während der Proben (1927/1928) zur legendären Schwejk-Inszenierung von Erwin Piscator im Berliner Theater am Nollendorfplatz schuf Grosz Skizzen für Trickfilmsequenzen, die im Hintergrund eingeblendet wurden und die heute in der Mehrzahl verschollen sind. Einige Blätter haben sich bis heute im Nachlass erhalten. 17 der ursprünglich rund 300 Schwejk-Zeichnungen erreichten besondere Popularität, da sie Wieland Herzfelde 1928 in der Mappe Hintergrund im Malik-Verlag publizierte. Drei davon waren Gegenstand des berühmten Gotteslästerungsprozesses (1928-31).
Die Zeichnung Christus mit der Gasmaske, die im Mittelpunkt des Prozesses stand, gelangte 1985 als Schenkung Herzfeldes in die Kunstsammlung der Akademie. Eine zweite großformatige Darstellung, die zur Anklage führte, ein Paradestück gesellschaftssatirischer Typologie mit dem Titel Seid untertan der Obrigkeit, konnte nun mit Unterstützung der EvS Kunststiftung dazu erworben werden. Eine weitere Zeichnung zeigt die grimmige Physiognomie eines Militäroberarztes mit Zornesfalten, geschwollener Schläfenader, stechendem Blick, geblähten Nasenflügeln und gebleckten Zähnen. Sie erscheint auf Blatt 5 der Mappe Hintergrund als letzte von vier Phasen seines Wutausbruchs aus der Trickfilmsequenz. Die dritte Erwerbung, betitelt Beamtenhirn wird vom Künstler selbst auf der linken Blatthälfte wie folgt beschrieben: „1 Phase: Dumm aussehender / Kopf erscheint schnell mit Strichen gezeichnet / 2 Phase: Tric, Kopf springt auf / Paragraphen wimmeln heraus nach /schräg links ab – Zisch Striche Dampf“. Die drei Blätter sind ein hochkarätiger Zuwachs für die Akademie der Künste, die den schriftlichen und große Teile des grafischen Grosz-Nachlasses sowie das Piscator-Archiv besitzt. Dank der Unterstützung der EvS Kunststiftung und der Kulturstiftung der Länder erweitern nun insgesamt 12 Schwejk-Blätter den Grosz-Bestand der Akademie.
Dr. habil. Rosa von der Schulenburg
Abb. 1: George Grosz, Seid untertan der Obrigkeit, Tuschpinsel, Rohrfeder und Feder, 1927, 52,4 x 64,9 cm, signiert, Stempel George-Grosz-Nachlass / 3 104 11, © Akademie der Künste Berlin
Abb. 2: George Grosz, Ich liebe dich! Oberarzt Dr. Bautze, Rohrfeder, Feder und Tusche gespritzt auf Papier, 1927, 48,5 x 62,8 cm, signiert, Stempel George-Grosz-Nachlass / 2 141 4, © Akademie der Künste Berlin
Abb. 3: George Grosz, Beamtenhirn, Tuschpinsel, Rohrfeder und Feder, 1927, 39,4 x 50,1 cm (verso Bleistiftskizze Wolf in Uniform), Stempel George-Grosz-Nachlass UC - 409 - 17, © Akademie der Künste Berlin