Gulden Püchlein (Cgm 9489), 1450

Bayerisches Staatsbibliothek München

Das Gulden Püchlein, eine Nürnberger Klosterhandschrift aus dem Jahr 1450, war von extrem fortgeschrittenem Tintenschaden so stark in seiner materiellen Substanz gefährdet, dass es der Forschung nicht mehr zugänglich war. An dem Codex besteht wegen seiner ungewöhnlich reichen bildlichen Ausstattung mit 75 kolorierten Holzschnitten ein überaus starkes Forschungsinteresse.

Das auch „Tintenfraß“ genannte Schadensbild, bei dem die Tinte die Celluloseketten der Papierfasern abbaut, hat in weiten Teilen der Handschrift bereits zu Haarrissen in der Schrift bis hin zu Ausbrüchen ganzer Textpartien geführt. Bei der Restaurierung wurden die geschädigten Partien mit einem dünnen, acrylatbeschichteten Japanpapier stabilisiert, das im Institut für Buch- und Handschriftenrestaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek für die Sicherung derart extremer Schäden eigens hergestellt wird. Dabei wurden die fehlenden Partien mit farblich angepasstem Papier ergänzt, die losen Teilstücke nach eingehender Prüfung ihrer ursprünglichen Position wieder im Blatt fixiert. Die nicht mehr lokalisierbaren Fragmente werden in Polyestertaschen aufbewahrt.

Die äußerst umfangreiche und diffizile Papierrestaurierung führte Frau Tanja Wimmer im IBR gemäß der dort erstellten Restaurierungskonzeption vom Frühjahr 2012 bis Sommer 2013 durch.

Erst die Restaurierung ermöglichte die Digitalisierung der Handschrift im Scanzentrum der Bayerischen Staatsbibliothek. Digital ist das Gulden Püchlein jetzt für alle Interessierte über den Katalog und die Webseiten der Bayerischen Staatsbibliothek und das bayerische Kulturportal bavarikon einsehbar. Im Original wird es der Öffentlichkeit in einer der geplanten Ausstellung zur deutschen Buchmalerei des Spätmittelalters im Jahr 2016 präsentiert werden. Die wissenschaftliche Konzeption dieser Ausstellung gab auch den Anstoß dafür, die finanzielle Förderung der aufwendigen und teuren Restaurierung bei der Ernst von Siemens Kunststiftung zu beantragen. Wir danken der Ernst von Siemens Kunststiftung für die finanzielle Unterstützung dieses Restaurierungsprojekts, das beiden Institutionen, die für diese Handschrift verantwortlich sind, zu gute kommt: der Staatlichen Graphischen Sammlung und der Bayerischen Staatsbibliothek, die diese Dauerleihgabe aufbewahrt.

Irmhild Schäfer

Abbildung:

Gulden Püchlein (Cgm 9489), 1450. Ledereinband mit Beschlägen und Schließen. H. 7 cm x B. 7,70 cm.

© Bayerisches Staatsbibliothek München