Gut gekühlt in Silber
Bayerisches Nationalmuseum, München
Die fürstlichen Tafelgesellschaften des 18. Jahrhunderts legten bereits großen Wert auf gut gekühlte Getränke, weshalb ein Gläserkühler ein wichtiger Bestandteil der höfischen Tafelinszenierung war. Ein besonders prächtiges Exemplar des Augsburger Goldschmieds Johann Friedrich Breuer erwarb kürzlich das Bayerische Nationalmuseum mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Breuers barocker Gläserkühler war ein luxuriöses und wichtiges Element standesgemäßer Repräsentation. Das runde Gefäß, welches auf prächtigen Löwenfüßen ruht und prunkvoll durch Laub- und Bandelwerkdekor verziert ist, kühlte einst bis zu acht Weingläser. Durch seinen achtfach ausgeschnittenen, zinnenartigen Fries konnten Gläser kopfüber eingehängt werden, sodass sie im Eiswasser gekühlt wurden.
Der Augsburger Goldschmied wählte für seinen Gläserkühler den damals hochaktuellen, aus Frankreich stammenden „Style Régence“. Das Gefäß gilt als eines der frühsten Beispiele dieses Stils im Augsburger Raum und stellt dadurch ein spektakuläres Stück und wichtigen Zugewinn für das Bayerische Nationalmuseum dar.
Der Gläserkühler ist nun im Saal 91 des Bayerischen Nationalmuseums zu sehen, wo es neben dem sogenannten Hildesheimer Tafelservice des Fürstbischofs Friedrich Wilhelm von Westphalen strahlt. Dort wird durch den Gläserkühler das ausgestellte „Service à la Française“ ergänzt. Bei dieser an den europäischen Höfen des 18. Jahrhunderts praktizierten Tafelkultur standen die Gläser nicht auf dem Tisch, sondern wurden den Gästen von einem neben der Tafel stehenden Silberbuffet gereicht.
Abbildung: Johann Friedrich Breuer, Silberner Gläserkühler mit Laub- und Bandelwerkdekor, Augsburg, um 1701/11