H. Bergius Nardenus, Luther im Kreise der Reformatoren, spätes 16./ frühes 17. Jahrhundert

Sankt-Petri Kirche, Kopenhagen

Die Sankt Petri Kirche ist die älteste Kirche in Kopenhagen; sie wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts als spätgotischer Neubau in der typischen Bautradition des Ostseeraumes errichtet . 1575 wurde sie von Frederik II. der seinerzeit ständig wachsenden und einflussreichen deutschen Gemeinde übertragen. Die deutschsprachige Gemeinde in der dänischen Volkskirche ist die zweitälteste deutschsprachige Gemeinde im Ausland; sie blickt im Jahre 2012 auf ihr 437-jähriges Bestehen zurück.

Die Kirche überstand weitgehend unbeschadet Feuer und Kriege. Die wesentlichen Gebäudeteile sind, trotz zahlreicher Umbauten und Erweiterungen noch heute im ursprünglichen Zustand erhalten. Eine umfangreiche Sanierung und Renovierung wurde in den Jahren 1995-2000 durchgeführt. Trotz eines hohen Eigenanteils der Gemeinde von mehr als 5,3 Millionen DM (bei 18,5 Millionen DM Gesamtkosten) waren einige Restaurierungswünsche damals nicht erfüllbar; darunter die Restaurierung des Gemäldes „D-Martin Luther Mit Seinen Wenigen Vorgängern Und Vielen Nachfolgern. Zur Erläuterung der Reformations Geschicht“.

Die Schädelkalotte hat zahlreiche Holzausbrüche und diese Schädigungen von Holz und Farbfassung lassen vermuten, dass zu späteren Zeiten mehrmals Echthaarperücken dem Gekreuzigten aufgesetzt gewesen waren. Reste von Holzdübeln an linker und rechter Schädelseite sowie in der Mitte des Schädels resultieren von zwischenzeitlich verlorenen, nicht ursprünglichen, eingesteckten Strahlen her – dem Haupt wurde also später ein Kreuznimbus angesetzt.

Das Gemälde wird auf Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts datiert. Der Maler ist vermutlich H. Bergius Nardenus. Dargestellt werden die um einen Tisch sitzenden und diskutierenden Vorreformatoren und Reformatoren mit Martin Luther in ihrer Mitte. Auf dem Tisch liegt ein geschlossenes Evangelienbuch. Zur Identifizierung der Diskutierenden sind römische Majuskeln über den Köpfen angebracht. In der oberen rechten Ecke sind in Tondi sechs Porträts von namentlich genannten Reformationsförderern dargestellt. Sowohl die Tondi als auch die Rahmung, die sie vom Rest des Gemäldes abtrennt, sind mit einer Goldfarbe abgesetzt. Den Rahmen schmückt eine in rotbraun gehaltene Holzimitation. Die innere Leiste ist dagegen vergoldet und mit einer rotbraunen Lasur versehen. Die Leinwand ist durch Oxidationsprozesse hart und spröde. Ihre Spannung hat deutlich nachgelassen; sie weist starke Verwerfungen und Löcher auf.

Dieter H. J. Eggers

Abbildung:

H. Bergius Nardenus, Luther im Kreies der Reformatoren, Ende 16./Anfang 17. Jahrhundert. Öl auf Leinwand, 228 cm x 308,5 cm

© Sankt Petri Kirche, Kopenhagen