Halberstädter Handschriften
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
Die in Halberstadt aufbewahrten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften stellen wichtige Zeugnisse der mittelalterlichen Schriftkultur und der verschiedenen Phasen der Geschichte von Stadt und Kirche dar. Sie zeigen für das Frühmittelalter Kontakte mit französischen Zentren und den Klöstern Fulda oder Corvey im Rahmen der Christianisierung und der Konsolidierung der eigenen liturgischen Traditionen auf. Aus dem Hoch- und Spätmittelalter sind prachtvoll illuminierte Handschriften erhalten, die Stiftungen für Domkirche und Dombibliothek oder Schenkungen aus den Nachbardiözesen waren oder von Geistlichen, die für das Studium der Theologie und des Kirchenrechts nach Frankreich und Italien reisten, mit in die Heimat gebracht wurden.
Der von Patrizia Carmassi bearbeitete Katalog wird ergänzt um ein wertvolles Missale des 15. Jahrhunderts, das sich heute im Privatbesitz befindet. Das älteste Schriftstück des Katalogs (ein Palimpsest) geht auf das 5. Jahrhundert zurück. Viele Codices stammen aus der Domkirche und aus der Kirche Unserer Lieben Frau. Zusätzlich wurden für den Vergleich auch die mittelalterlichen Handschriften aus Halberstadt berücksichtigt, die sich heute in St. Petersburg befinden. Auf diese Weise können die Handschriften aus Halberstadt zusammen mit den erhaltenen Kunstobjekten des Domschatzes und mit den erhaltenen originalen architektonischen Strukturen in den Blick genommen werden. Sie sind Träger von Kultur, Glauben und Geschichte. Sie waren Bücher für Studium und Lektüre, für die private oder institutionelle Bibliothek, aber zum großen Teil auch Bücher für Liturgie und Gesang, die bis in die Zeit nach der Reformation für die kirchliche Feier benutzt wurden.