Hans Jakob Sprüngli, Doppelwandschale, 1610/1620
Stiftung Schloß Friedenstein, Gotha, Schlossmuseum
2008 ermöglichte die Ernst von Siemens Kunststiftung mit einer großzügigen Förderung die aufwendige Restaurierung der Doppelwandschale.
Der Zürcher Glas- und Hinterglasmaler Hans Jakob Sprüngli gilt als Erfinder der hintermalten Doppelwandschale aus Glas. Die so genannte „trügerische Hinterglasmalerei“, bei der farbig bemalte Pergamentstückchen auf das Glas geklebt wurden, ist eine spezielle Technik, die bislang ausschließlich an Arbeiten Sprünglis nachgewiesen werden konnte. So auch bei der Gothaer Schale – hier sind Venus und zwei Putti in dieser komplizierten Technik gestaltet.
Als Vorlage könnte Sprüngli eine graphische Darstellung der berühmten „Schlafenden Venus“ des venezianischen Malers Giorgione (1478-1510) genutzt haben. Während die Göttin Giorgiones jedoch in einer Landschaft ruht, liegt sie bei Sprüngli auf einem Lager, das von einer prunkvollen Säulenarchitektur gerahmt wird.
Das in den historischen Gothaer Kunstkammerinventaren als „Confectteller“ bezeichnete Stück, gelangte als Geschenk Karl Wilhelms, Markgraf zu Baden-Durlach, in den Besitz Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732). Dieser übereignete die kostbare Fußschale der Friedensteinischen Kunstkammer, wo sie 1721 erstmals im Inventar Erwähnung fand.
Von 1879 bis zum Zweiten Weltkrieg wurde sie gemeinsam mit den vielfältigen Friedensteinischen Sammlungen im Herzoglichen Museum vis-à-vis des Gothaer Residenzschlosses bewahrt und präsentiert.
Seit der Zeit der Nachkriegswirren 1945/46 galt sie jedoch wie so viele bedeutende Kunstwerke der Gothaer Sammlungen als verschollen.
Durch Vermittlung von Sotheby’s und des Londoner Kunsthändlers Rainer Zietz wurde das kostbare Stück im Jahr 2002 aus Privatbesitz an das Gothaer Schlossmuseum zurück gegeben.