Hans Mielich, Oberstallmeister Pfettner mit Gemahlin, 1559

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Marstallmuseum, München

Das linke Bildnis zeigt den herzoglich bayerischen Kammerrat und Oberststallmeister am Hof von Herzog Albrecht V., Jakob Pfettner zum Weeg (1517-1561), in Halbfigur. Als Pendant stellt das rechte Bildnis seine zweite Ehefrau Eufrosina Pfettner, geborene Wäninger zum Spitzenberg (geb. 1536), dar. Beide Porträtierten beziehen sich in Ihrer Körperhaltung aufeinander. Dabei blickt Jakob Pfettner den Betrachter direkt an, während der Blick seiner Frau abschweift und nach innen gerichtet scheint. Beide Bildnisse zeigen das Wappen der Familie von Pfetten, einen schwarzen Balken auf weißem Grund, darüber den nach rechts schreitenden schwarzen Panther mit roter Zunge. Das Porträt von Eufrosina Pfettner trägt zusätzlich heraldisch links oben (von der Porträtierten aus gesehen) ihr Familienwappen: das vermehrte, geviertelte Wappen der Familien Wäninger mit den drei Wecken (Rauten) sowie der Maurkircher mit dem Gold und Blau quadrierten Schrägbalken vor rotem Grund. Beide Wappen werden in der Helmzier wiederholt.

Das Porträtpaar zeigt die gesellschaftliche Stellung der Dargestellten. Als Oberststallmeister und herzoglicher Rat hatte der Adlige Jakob Pfettner eines der höchsten Ämter am bayerischen Hof inne, war er doch für den gesamten Fuhrpark mit Personal sowie für die kostbaren Pferde und Reitzeuge zuständig. Um seinen Rang und den seiner Frau zu manifestieren, beauftragte er den besten Porträtmaler seiner Zeit in Bayern. Der herzogliche Hofmaler Hans Mielich war nicht nur in der Bildniskunst führend, sondern beherrschte auch die Miniaturmalerei. Die dreifach geschlungene Goldkette mit Münze, der weiße Kragen mit feiner Klöppelspitze und der üppig gebauschte Pelz seines Mantels sind in ihrer stofflichen Qualität hervorragend erfasst. Mit besonderer Sorgfalt und Könnerschaft sind auch die Charakterzüge des selbstbewussten und dennoch kritisch blickenden Mannes wiedergegeben. Seine Hände – die Rechte umschließt ein Paar feiner Lederhandschuhe, die Linke den Schaft eines Degens – erscheinen fast fotorealistisch. Seine rechte Hand ballt sich so energisch, dass die Fingerknöchel hell hervortreten. Meisterhaft versteht es Hans Mielich auch den Charakter des Mannes darzustellen. Seine tiefen Falten und die nach unten gezogenen Mundwinkel  zeugen von seinem starken Willen und der Verantwortung, die ihm seine Ämter aufbürden.

Seine zweite Frau Eufrosina war erst 23 Jahre alt, als Hans Mielich sie malte. Es ist typisch für die Porträtkunst dieser Zeit, dass die Dargestellten deutlich älter erscheinen. Wie im Bildnis ihres Mannes wird ihr Rang als Adlige und Gemahlin des Oberststallmeisters durch den üppigen Goldschmuck zum Ausdruck gebracht. Die kräftige Goldkette ist vierfach gelegt und an jedem Zeigefinger trägt sie je zwei mit Edelsteinen besetzte Ringe. Ihr schwarzes Oberkleid, das am Halsausschnitt sowie an den Schultern und Handgelenken das kostbare, mit kleinen Perlen besetzte weiße Untergewand sehen lässt, wird durch eine mit Perlen und Rubinen besetzte Brosche geschlossen. Abgerundet wird ihre kostbare Ausstattung durch ein seidenes Haarnetz und der mit Goldlan bestickten Haube. Alle Details sind mit dem für Hans Mielich typischen Realismus gemalt. So zeigen die Ringe an ihrer rechten Hand feine Goldhöhungen aus Blattgold. Ihre zarten Hände sind äußerst sorgfältig und sicherlich vom Meister selbst ausgeführt. Während sie in ihrer Rechten ein gefaltetes Spitzentuch und vermutlich ein Paar Lederhandschuhe hält, präsentiert Eufrosina Pfettner in der linken Hand, vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, den zarten Zweig einer weißen Wildrose. Jedes der fünf Blütenblätter ist herzförmig gekerbt und symbolisiert, neben der Rose an sich, die Liebe. Die Blütenfarbe Weiß steht für Reinheit und Treue. Ihr nach Innen gerichteter Blick und der ernste Ausdruck ihres Gesichtes erzählen von der Bedeutung ihrer Eheschließung, die sich in den Wappendarstellungen manifestiert. Sie deuten aber auch die Bürde an, die diese Allianz mit sich bringt.

Hans Mielich erweist sich bei der Charakterisierung des Oberststallmeisters und seiner Gemahlin einmal mehr als Menschenkenner, der im Bildnis nicht nur die äußeren Gesichtszüge darzustellen wusste, sondern darüber hinaus aus dem Leben der Dargestellten zu berichten vermochte.

Dr. Gudrun Szczepanek, Dr. Friederike Ulrichs

Abbildungen:
1 Hans Mielich, Gemahlin Eufrosina Wäninger von Spitzenberg, Öl auf Holz, 70,8 x 54,5 cm
2 Hans Mielich, Jakob Pfettner zum Weeg, Öl auf Holz, 70,8 x 54,5 cm
© Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Marstallmuseum, München